Tuesday, July 26, 2011

New Orleans - (hoffentlich) würdiger Abschluss

Huch? Was macht ihr denn noch hier? Mein Auslandssemester ist doch schon lange vorbei, wisst ihr das denn nicht? Da ist man seelenruhig und nichtsahnend am Staubwischen und plötzlich steht ihr da. Nicht mal frisiert hab ich mich! Aber egal, weil ihr schon mal da seid, ich hab da eine Theorie die ich gerne mit euch teilen würde:

Ich entschuldige mich schon mal für die letzten Sekunden.

Kennt ihr das, wenn eure Lieblingsband am Ende der CD, nach all den fantastischen Liedern, noch einen Hidden Track hinpackt? Ein Track, bei dem man sich unweigerlich fragt ob das denn wirklich sein hat müssen? Ein Track, bei dem es offensichtlich ist, warum er versteckt wurde, kann er doch qualitätstechnisch mit dem Rest der Platte längst nicht mithalten? Seht ihr, ich auch nicht. Willkommen zum Hidden Track eures Lieblingsblogs.

Ausgefuchst wie ich bin, hab ich mir nämlich die Möglichkeit offen gelassen, eine Zugabe zu geben. Und nachdem mein letzter Blogeintrag noch vor der Abreise entstanden ist, sind diese Zeilen auch rechtlich völlig legitim (hab das mit meinem Anwalt geklärt, keine Sorge). Am besten ihr findet euch damit ab und beginnt die Show zu genießen, dafür sind wir ja schließlich hier.

Ok, lange ist’s her, deshalb hier eine kurze Rekapitulation: kaum war das Semester vorbei, hat mich schon die Wanderlust gepackt und ich bin mit Gini und Tom nach Atlanta geglüht. Ganz pflichtbewusst, pedal to the metal. Von dort aus ging’s für mich ab nach New York zu meiner Lieblingstante, während sich Gini und Tom auf den langen Weg nach Nicaragua gemacht haben.

Ihnen geht's ganz gut dort.

Irgendwo dort endet auch mein letzter Blogeintrag. Ich habe noch erwähnt, wie königlich ich dort residiert habe, für ein Bild hat’s aber nicht mehr gereicht. Alle Zweifler seien hiermit zum Schweigen gebracht: 

Keine Sorge, es ist völlig natürlich bei so einem Anblick
Neid zu empfinden. Das geht schon in Ordnung.

Außerdem hab ich noch kurz angeschnitten, dass mein Cousin Alex völlig durchgeknallt ist. Im besten Sinne des Wortes – dazu aber später mehr. Ihr sitzt also im Moment gemeinsam mit mir auf meinem Himmelbett in der Gartenhütte und resümiert ein wenig vor euch hin. Die letzten Monate waren fantastisch, langsam geht es aber unweigerlich dem Ende zu. Wie verhält man sich in so einer Situation, was kann man noch machen? Noch eine gute Woche Amerika, der Abflugtag kommt gnadenlos näher. Was bleiben da schon für Optionen? Abwarten und hoffen dass es kurz und schmerzlos wird?

Klingt verlockend, ich hab mich dann aber doch für die bewährte „Bergsteigen/Hippie-Festival/1.500 Meilen Roadtrip“ Variante entschieden. Und ich muss sagen – mit heutigem Stand (26. Juli 2011) hab ich’s noch nicht bereut. Zugegeben, Bergsteigen wirkt in dieser Kombination vielleicht etwas fehl am Platz, ganz zu Schweigen von gnadenlos übertrieben (an einem Punkt hat uns ein Jogger überholt, während über uns die Geier gekreist sind) ...

Kein Witz.

… war aber trotzdem verdammt cool, hat außerdem meine Bergsteiglust geweckt. Die Idee kam nämlich von meiner Tante, die schon immer mal wissen wollte ob der Wanderweg „Lemon Squeeze“ hält, was er verspricht. Und durchaus, wir wurden ganz schön gequetscht. Teilweise hab ich (ICH!) nicht zusammen mit meinem Rucksack durch die Felsspalten gepasst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Mutter Natur damit ein Statement abgeben wollte, weiß nur noch nicht welches. Wie dem auch sei, belohnt wurden wir folgendermaßen: 

Gib mir noch Süßigkeiten dazu und ich verleg meinen
Hauptwohnsitz auf einen Gipfel.

Irgendwo zwischen Geiern und engen Felsspalten dürfte meine Tante die dünne Höhenluft zu Kopf gestiegen sein, denn oben beim Turm hat sie dann – mit wildem Glitzern in den Augen – verkündet, dass sie dem Alex und mir für je 200$ Tickets für das Mountain Jam Festival kauft. Pflichtbewusst wie ich bin, hab ich natürlich gleich und ohne zu zögern (man ist ja kein Unmensch) meine Sachen inklusive Alex gepackt und bin losgefahren, bevor sie Chance gehabt hat dem Gedankengang einen zweiten Durchlauf zu gönnen. Sie sollte es noch bereuen …

Alex und ich also am Mountain Jam Festival, um uns herum ein Hippiekaleidoskop: lange Haare, bunte Rücke, hübsche Mädels, fantastische Musik, Friede, Freude, Schnuller, mehr Bühnen als Duschen (nehm ich mal an, ich hab keine Duschen gesehen), Seifenblasen, eine angenehm überschaubare Menge an Alkohol, dafür eine wahre Flut an bewusstseinserweiternden sowie –verengenden Substanzen (von Sonnengöttern bis zu geistigen Steinpilzen – alles war  vertreten), gutes Essen, Liegewiesen, Sonnenschein und immer und überall Umarmungen. So viele Umarmungen!

Kurzum: schön wars! Das heißt, der erste Tag war der Wahnsinn. Wir sind angekommen, haben unsere eineinhalb Zelte aufgebaut (glad you asked! zwei Zelte plus ein Paar Stangen, die zu keinem der Zelte gepasst haben – eineinhalb trifft’s ganz gut würd ich sagen) und erst mal die Füße hochgelegt. Irgendwann sind dann endlich die Freunde vom Alex aufgetaucht und wir haben angefangen uns dem Peace, Love & Understanding hinzugeben. Dass ich dabei nicht eine Band gekannt hab, war dabei höchstgradig nebensächlich.

Bei so einem Logo geh ich auch 
auf einen Dermatologenkongress.

Tja, und während ich noch am Begeisterungsstürmen bin, muss mein Knallkopf von Cousin das Festivalgelände am nächsten Tag auf höchst unfreiwillige Art und Weise (mehr unfreiwillig geht lebendig gar nicht) verlassen. Experten sprechen in so einem Fall von einem „major setback“. Das hat mir den Nachmittag natürlich ein gutes Stück weit versaut, wollte eigentlich Heimfahren. Die Freunde vom Alex haben mich dann überredet zu bleiben und beim großen Manitu, das hat sich ausgezahlt. Musikalisch gesehen war’s sogar noch besser als der erste Tag, einfach unfassbar. 

Der Veranstalter selbst hat auch des Öfteren in die Saiten gegriffen.

Jaja, ich weiß, das ist kitschig. Klappe halten und genießen.

Vorbei war’s dann trotzdem irgendwann und am Sonntag hat mich meine Tante dann aus meinem Summer of Love abgeholt. Was den Abflugtag angeht, schreiben wir ja mittlerweile auch T minus drei und ich gurk zu diesem Zeitpunkt noch gute eineinhalbtausend Meilen vom Abflughafen entfernt herum.

Also hab ich zu Hause bei meiner Tante noch mal alle kräftig gedrückt und mich in den Flieger nach Atlanta gesetzt (mal wieder). Mein Heimflug ging ja von New Orleans über Atlanta nach München und ich gutgläubiger bekloppter Irrer hab doch ernsthaft gedacht ich kann den New Orleans-Atlanta Flug einfach ausfallen lassen und in Atlanta in meinen Flieger nach München steigen. Ha, Airline Humor, herrlich. Hatte aber auch was Gutes, wer träumt denn nicht von einer elfstündigen Busreise von Atlanta nach New Orleans? Außerdem hab ich so noch mal die Möglichkeit gehabt, mich gebührend von meiner Lieblingsstadt zu verabschieden, nachdem wir New Orleans ja zwei Wochen zuvor so fluchtartig verlassen haben.

Ich also am Mittwochmorgen am Bahnhof in New Orleans. Ungeduscht wie der erste Mensch, hundemüde und nicht mal ansatzweise rasiert, dazu hab ich noch alle meine Habseligkeiten in zwei Koffern hinter mir hergeschleppt – wenn in dieser Stadt irgendjemand Geld hätte, hätt man es mir bestimmt zugeworfen. Schutzsuchend hab ich mich, beziehungsweise den Taxifahrer, auf ein letztes Mal zum Campus gequält. Nach einem kleinen Pläuschen mit den Engeln im Center Austria hab ich mir gedacht, ich könnt mir ja noch mal New Orleans bei Tag anschauen. Außerdem wollte noch das ein oder andere Souvenir gekauft werden. 

Semi-erfolgreich, wenn ich mal vorgreifen darf. Sollten die 
Dinger funkionieren, hat jetzt jemand mächtig Schädelbrummen.

In der Stadt angekommen, ist dem Himmel die Traurigkeit ob meiner baldigen Abreise aber dann endgültig zu Kopf gestiegen und es hat geschüttet wie ich es während meiner ganzen Zeit zuvor nicht erlebt hab. Ohne Schirm und Regenschutz steh ich also in der Decatur Street und kann dem Wetter beim Hageln (!) zuschauen. Coole Sache. 

Sogar das Wetter hasst Souvenirs.

Aber auch das ging vorbei und es war an der Zeit den letzten Abend zu erleben. Wenn schon Abtreten, dann mit Stil, also hab ich mir dazu den ortsansässigen Rockstar Revel geangelt und wir sind noch mal kräftig um die Häuser gezogen. Beziehungsweise haben wir, bevor wir die anderen Häuser beglückt haben, erst mal seines aufgesucht, so ein Schlafplatz will ja vernünftig organisiert werden. Dort sind wir von einem saucoolen Hund und einer nicht minder coolen Bude empfangen worden.

Natürlich stilsicher mit Schaufensterpuppe in Jeansjacke.

Während Revel sich mit seinen Rockstarkollegen Eagles of Death Metal vergnügt hat, hab ich mir die langersehnte Dusche gegönnt. In einer frei im Raum stehenden Badewanne, versteht sich. Bassisten wissen einfach zu leben. Der letzte Abend in der Frenchmenstreet war zuerst der Stimmung entsprechend. Der Himmel hat sich wieder mal nicht zurückhalten können und geheult wie ein kleines Kind, dem man den Schnuller nimmt (fragt mich nicht woher ich weiß, wie um den Schnuller erleichterte Kinder heulen). Die Band im Balcony Music Club hat mich mit einem wehmütigen „Do You Know How it Feels to Miss New Orleans“ in die richtige Stimmung gebracht, worauf ich Trotzkopf unsere New Orleans Lieblingsbar um ein Plakat unserer New Orleans Lieblingsband erleichtert hab. Mir an meinem letzten Abend ungestraft so eine Nummer vorzusetzen – soweit kommt’s noch. Im Klauen bin ich aber ziemlich ungeübt, dementsprechend entgeistert müssen die mich angeschaut haben, wie ich mit dem runtergerissenen Moonshine and Caroline Plakat unterm Arm aus der Bar und die Decatur Street runtergestürzt bin. 

Dieser Adrenalinschub wollte dringend verarbeitet werden, also hab ich Revel und seine Chaosfreundin Sheila aufgesucht, worauf wir erst mal versumpft sind, aber so richtig. Wie der Junge Sonnenschein an sein Leben hab ich mich den ganzen Abend lang an mein soon-to-be Geburtstagsgeschenk geklammert und gegen vier Uhr in der Früh sind wir alle müde, aber strahlend, ins Bett gefallen. Halt, Geschenke hab ich auch noch bekommen: eine mittlerweile berüchtigte rote Sonnenbrille, die mir Sheila mit den Worten „Wear them with pride!“ überreicht hat und zwei originale Revel Griffith Gemälde. Nicht schlecht für einen letzten Abend.

Jaja, die Brille hat viel erlebt.

Eigentlich wollte ich um zehn Uhr am darauffolgenden Tag den Flughafen bereits gerockt haben, aber was ist schon ein internationaler Flug ohne eine Prise Stress? So oder so ähnlich muss mein Unterbewusstsein gedacht haben, als es meiner Hand befohlen hat, den Wecker um neun auszuschalten. Von der Sonne geküsst ist aber glücklicherweise der Revel um zehn aufgewacht und einen Kickstart meinerseits sowie zwanzig Minuten Autofahrt später war ich auch schon am Flughafen. Duschen? Fehlanzeige. Der ganze Stress hat mich aber zumindest bis zu diesem Zeitpunkt davon abgehalten, in Wehmut zu versinken. Kaum war ich im Flieger, hat’s mich dann aber mit voller Breitseite erwischt. Wenn man einen halben Tag im Flieger sitzt, hat man einfach viel zu viel Zeit um über diese unglaublich herrlichen fünf vergangenen Monate zu sinnieren.

Während ich samt Flieger also höhentechnisch Meter mache, fällt meine Stimmung ins Bodenlose. Wo soll es nach dem Semester noch hin? Habt ihr schon mal das Gefühl gehabt, gerade die beste Zeit eures Lebens erlebt zu haben? Past and Future? Fühlt sich sehr seltsam an, das sag ich euch.

Mittlerweile sind aber gute eineinhalb Monate vergangen und ich kann Entwarnung geben – alles frisch und fruchtig, im Staate Österreich. Natürlich könnte ich hier herumsitzen und New Orleans nachheulen. Oder ich genieß einfach den Sommer hier (sollte er jemals kommen) und freu mich aufs nächste Abenteuer, hier, dort, oder am Mond. Who fucking cares, ich freu mich drauf. Bis dahin vorerst wohl zum letzten Mal,

- Euer Tobi

Proud like a god, as ever.

Wednesday, June 1, 2011

New Orleans/Roadtrip/New Paltz, letzte Woche

Bis jetzt hab ich immer von den „letzten beiden Wochen“ gesprochen, damit aber nur die vierzehn Tage zwischen zwei Blogeinträgen gemeint. Für mich hat das immer einen bitteren, weil seltsam finalen Beigeschmack gehabt. Nun, diesen Beigeschmack bin ich los, ich bin mitten drin in den letzten beiden Wochen, „bitter“ ist zum Hauptgericht aufgestuft worden, full frontal.

Moody.

Dabei hat alles noch so hinterhältig unschuldig angefangen: wer mein letztes Miniupdate gesehen hat, weiß, dass das Semester vorbei ist (ganz gut gelaufen, danke der Nachfrage). Mit Semesterende am 14. Mai haben die Studenten aus den on-campus accomodations ausziehen müssen und reihenweise New Orleans verlassen. Nachdem ich aber off-campus, in Lake Terrace wohne, hab ich noch bis Ende Mai dort bleiben können. Ganz alleine zu wohnen ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei (der Manu ist für einen Kurzaufenthalt nach Deutschland zurückgeflogen) und so hab ich mir gedacht ich nehm all die armen Seelen auf, die vom Campus verwiesen wurden. Ganz ausgefuchste Leser werden hier den Beginn der im Miniuptdate erwähnten Strukturlosigkeit erkennen. Binnen weniger Tage hat sich meine vormals so saubere (danke Manu!) Bude in eine International Basterds Deluxe™ Kommune verwandelt. 

Kommune II.

Neben den üblichen Verdächtigen (Lisa und Eileen) haben außerdem noch Leon und Luuk (NE), George (GB), Tom (AUS) und Gini, die offensichtlich ihre Wurzeln in jedem verdammten Kontinent zwischen hier und Kamtschatka hat, bei mir gepennt. Als Dressing für diesen Ländersalat gab’s einen semi-stubenreinen Hund mit mehr Namen als Zehen und einer dementsprechend beknackt-fröhlichen Persönlichkeit, den Gini, Lisa und Tom vor dem Aussetzen gerettet haben. Würzt das noch mit einer an der Gesundheitsgefährdung kratzenden Menge Bier und Wein, mindestens vierzehn verschiedenen Varianten von Ei mit Speck, Luuks völlig anderweltlichen Schlafgeräuschen und Leons absolut beeindruckender Multiinstrumentalität und ihr habt eine ungefähre Vorstellung von dem, was hier bis vor kurzem abgegangen ist. Aber aus jedem ´68 wird irgendwann ein ´69 und schließlich ein ´70 und so war’s auch mit unserem kleinen Lovefest irgendwann vorbei. Eileen hat am 20. Mai graduiert (ja, wir studieren auch ab und zu, manche von uns sogar erfolgreich) und danach haben wir die Lisa leider nicht mehr länger in New Orleans und weg von ihrem Herzblatt in Pennsylvania halten können. Soll heißen: die erste der viel zu vielen Verabschiedungen stand an. Eine von Lisas vielen angenehmen Eigenschaften ist aber ihre österreichische Staatsbürgerschaft, was ein Wiedersehen erfreulich weit in den Bereich des Möglichen rückt. Als Vollblutlatina teilt Eileen diese Eigenschaft leider nicht mit Lisa, sie kehrt nach Ecuador zurück, was, wie bis auf ein paar geografische Blumenpflücker da draußen jeder wissen dürfte, nicht direkt in der Schengen-Zone liegt. 

Nicht mal ungefähr.

Ein Roadtrip im Sommer ist der Strohhalm an den wir uns derzeit klammern. Und als kleine Lesegebühr (hättet ihr mal besser das Kleingedruckte im ersten Eintrag gelesen), will ich zwei gedrückte Daumen von jedem von euch, auf dass sie Geld, Zeit und Visum für die Europareise im August auftreibt. Ist ja wohl das Mindeste. Die Verabschiedung von ihr und Tito (unser indischer Strahlemann, der im Herbst geilerweise für zwei Semester nach Österreich kommt - Leute, freut euch drauf, den werdet ihr lieben!) war Nummer zwei auf einer Liste, die ich zu diesem Zeitpunkt schon liebend gern gegen eine Ganzkörperenthaarung eingetauscht hätte. Aber es geht ja noch weiter (und zwar noch ein ganzes Weilchen, ihr könnt schon mal Kaffee aufsetzen).

Ihr erinnert euch an Australiens begehrtesten Exportartikel Tom und sein internationales Jambalaya von Ehefrau Gini? Die beiden Weltenbummler waren in New Orleans um ihre Lieblingslisa zu besuchen. Und ganz offensichtlich um die Tasche mit ihren Pässen, Geburts- und Heiratsurkunde sowie ein paar hundert Euro an Notfallbargeld zu verlieren (so oder so ähnlich lautet Ginis Karmatheorie: um die schönen Momente im Leben schätzen zu können, muss man kämpfen. Ihr Kampf bestand nun darin, eine Woche vor geplantem Abflug nach Nicaragua ihre Ersatzpässe zu bekommen. Ring frei!). Ich will ja nicht zu viel vorwegnehmen, aber im Laufe ihrer Bemühungen haben sie dann schlussendlich – Spoiler Alert! – entdeckt, dass ihnen New Orleans ganz gewaltig auf die (excuse my French) Nüsse geht. Völlig frei von australischen Botschaften, dafür aber anscheinend bis über beide Ohren angefüllt mit dreckigen Dieben, die nicht mal den Anstand besitzen wenigstens die Pässe zurückzugeben, hat die Stadt ihnen aber auch wirklich nicht ihre Schokoladenseite gezeigt. 

Nicht im Bild: New Orleans' Schokoladenseite.

Falls du das liest, New Orleans: ich hab dich trotzdem noch lieb. Aber weiter im Text, warum erzähl ich das alles? Nun, die nächste australische Botschaft befindet sich sieben Stunden entfernt in Atlanta, Georgia, und Teufel noch eins, wenn das nicht „Roadtrip“ schreit, will ich nicht mehr Tobias King Of The Road Auböck heißen (hab ich euch je erzählt wie einfach man hier seinen Namen ändern lassen kann? True Story!). And „Roadtrip“ it did scream, also „flux“ (don’t get me started) meine ganze Einrichtung auf Craigslist verscherbelt, die Holländer mit den Schlüsseln, dem Engländer und zwei Hosen und einem T-Shirt von mir (wo sollte das Zeug sonst sein?!) zurückgelassen, den nächsten Baum umarmt und ab ging’s nach Atlanta!

Braucht jemand ein Luftbett?

Sieben Stunden und einen dramatischen fliegenden Fahrerwechseln in Rekordgeschwindigkeit später (hab ich erwähnt, dass Tom auch um seinen Führerschein erleichtert wurde? Kommt weniger gut, wenn man von der Polizei verfolgt wird.) sind wir dann in Atlanta angekommen. So ausgeruht wie drei Leute plus Hund nach vier Stunden „Schlaf“ in einem Auto nur sein können, haben wir Tags darauf die Embassies gerockt und Geologen rätseln heut noch über die zwei großen Steine, die seit dem vor den jeweiligen Botschaften herumliegen. Der Rest von unserem Atlantaaufenthalt war spektakulär unspektakulär. Trotz durchgehender Nüchternheit erinnere ich mich eigentlich nur mehr an eine Unzahl von Polizisten die damit beschäftigt waren die Unzahl von Drogendealern zu ignorieren. Nachdem sich unser Bedarf an Polizei und Drogen zu dem Zeitpunkt wie auch sonst so oft in überschaubaren Grenzen hielt, haben wir beschlossen Atlanta fürs erste Atlanta sein zu lassen und den Ort zu besuchen, den ich seit meiner Abreise so sträflich vernachlässigt habe: Mother Nature. Mit einer perfekten Mischung aus Zelt, Grillkohle und fantastischer Laune ausgestattet, haben wir uns also den nächsten Campingplatz gekrallt. Dort hab ich nach viel zu langer Zeit endlich wieder in einen See springen können.

Ich bin nicht der beste Hundeflüsterer, aber ich könnt schwören
zu diesem Zeitpunkt hat er uns die Kretze an den Hals gewünscht.

Die nächsten zwei Tage haben wir bei Zach, einem Freund von Gini, in der Nähe von Nashville verbracht. Und Herschafften, wir haben gelebt wie Gott in Frankreich (falls Gott in Frankreich ein Trampolin, einen Streichelzoo, zwei Spitzenmusiker zur Abendunterhaltung und angenehm wenig Kontakt zu diesem kulturell akzeptierten Zungenbrecher namens „Französisch“ gehabt hat). Irgendwann zwischen Trampolin und Glückseligkeit hat mich dann ein weiterer Geistesblitz niedergestreckt: Tante! Dazu braucht’s vermutlich ein bisschen Kontext: treue Blogleser wissen, dass ich vor nicht all zu langer Zeit meinen Cousin Ben in New York besucht hab. Schlaue treue Blogleser leiten davon einen ganzen Verwandtschaftszweig in der neuen Welt ab. Und sie haben recht. Also hab ich mich aufgerappelt, die letzten kleinen Flämmchen und verkohlte Asche abgeklopft und mein Tantchen angerufen. Die hat mir prompt einen Flug organisiert und somit war im Handumdrehen auch meine letzte Woche in den Staaten verplant. Ich bin mir ziemlich sicher, dass selbst Gott einmal Frankreich verlassen hat und so haben wir es ihr gleich getan, Zach zu seiner wohlverdienten garantierten Zukunft als Rockstar gratuliert und ihm Lebewohl gewünscht. 

Jeder, der diesen Haufen dirigieren kann, 
muss ein Rockstar sein.

Wieder einmal wurde geroadtrippt, diesmal zurück nach Atlanta um die bestellten Pässe abzuholen. In unserer Abwesenheit hat sich Atlanta aber überraschend wenig verändert, also haben wir uns erneut in die Büsche geschlagen. Das heißt, wir haben es versucht. Rechnet mal nach, welches Datum wir mittlerweile geschrieben haben, ich werd mich in der Zwischenzeit abkühlen.

Erfrischend.

Richtig, es war Memorialdayweekend. Freier Campingplatz? Pustekuchen. Aber so was beeindruckt unsere Persönlichkeitsbombe Gini nur entfernt, sie hat einfach den nächstbesten Typen gefragt, ob wir in seinem Garten campen dürfen. Streicht das, sie hat den nächstbesten Typen mit Villa, eigenem See und Billardkeller gefragt, because that’s how we roll, bitches. Dort haben wir dann unser letztes Wochenende gemeinsam verbracht. Einmal wurden der Hund und ich für zwei "Peace, Brothers & Sisters!" aus dem Zelt ans Lagerfeuer verbannt, abgesehen davon war die Zeit dort herrlich, aber ereignisarm. 

Die Flasche Whiskey hat er sich verdient.

Am Sonntag haben wir Atlanta noch eine Chance gegeben (aller guten Dinge sind bekanntlich drei) und haben gecheckt ob der örtliche Flughafen mehr als die Stadt zu bieten hat. Nö, hat er nicht, riesig aber seelenlos. Das hat uns so gefrustet, dass ich mich in's nächste Flugzeug nach New Paltz gesetzt hab, während die beiden sich auf den Weg nach Nicaragua gemacht haben (story altered for effect). Aller guten Dinge sind drei?! Das gilt für Atlanta genauso wenig wie für Verabschiedungen. 

Ok, ich also im Flugzeug, auf dem Weg zu meiner Tante in New Platz, dort befind ich mich jetzt gerade. Der Level of Awesomeness von ihrem Haus befindet sich irgendwo zwischen gemütlichem Hexenhäuschen mitten im Wald und Garten Eden, nur mit Pool und Jacuzzi. Ja, hier lässt sich’s leben. Mit Ben hab ich erneut NYC unsicher gemacht und Alex (mein zweiter Cousin, eine fantastische Mischung aus absolut durchgeknallt und total liebenswert) hat mich auf eine nächtliche Tour durch die Stadt eingeladen. Der Abend mit Alex lässt sich relativ akkurat zusammenfassen: 

Ich weiß nicht, wer Melissa ist.

Und so verbring ich also meine letzten Tage in den Staaten. Ich weiß nicht ob noch genügend Aufregendes passiert um einen weiteren Eintrag zu rechtfertigen (speziell nach dieser Mammutausgabe) aber ich rate euch mal die nächste Zeit die Innsbrucker Unitzeitschrift oder eventuell sogar die Salzburger Nachrichten zu durchstöbern. Mit ein bisschen Glück findet ihr da vielleicht was von mir, wer weiß?

Bis dahin möchte ich euch allen fürs Lesen danken, es hat mir mehr Spaß gemacht als ihr euch je vorstellen könnt. Ich hoff auch euch hat’s gefallen und ich hab den ein oder anderen mal zum Grinsen gebracht oder vielleicht sogar jemanden ein Auslandssemester schmackhaft machen können. Macht’s gut und vergesst nicht aufs Daumendrücken! Über ein paar Kommentare würd ich mich auch freuen. Verdammt, das klingt ja schon wieder nach Abschied!

Wem sagst du das ...

Monday, May 23, 2011

New Orleans, Woche XIX

Nachdem sich in den letzten Wochen mit dem Ende des Semesters jegliche Struktur in Wohlgefallen aufgelöst hat, ich hauptsächlich in den Tag hineinlebe und nicht mal weiß in welchem Bundesstaat ich sein werde, wenn ihr diese Zeilen zu Gesicht bekommt, verschiebe ich den nächsten Blogeintrag vorerst einmal auf unbestimmte Zeit.

Nur soviel ...

The dog days ...

... are over.

Monday, May 9, 2011

New Orleans, Woche XVII

Shhhhhhhhhhhhhh! Hört ihr das? Diese Ruhe, diese Harmonie, die in der Luft liegt. Draußen plätschert der Brunnen, im CD-Player rotiert der Amélie Soundtrack, der Kühlschrank surrt verträumt vor sich hin und sonst … gar nichts. Herrlich. Die letzten zwei Wochen sahen ansonsten nämlich etwas anders aus. Aber ich greife vor.

Sieht das nach Ruhe und Frieden aus?

Ich möchte diesen Eintrag meiner New Orleans-Auslandssemester-Berichterstattung (meiner vorletzten, wohlgemerkt) nämlich mit einem kleinen Brainstorm beginnen. Schließt also die Augen, reicht euch die virtuellen Hände und macht euch Gedanken zu folgender Frage: „Wie machen wir Tobis letzte Wochen in Amerika so stressig wie nur irgend möglich?“ Bereit? Raus damit! „Abschlussprüfungen!“, hör ich jemanden rufen. Nicht gerade sehr originell, dafür aber wirksam und gut für eine anständige Portion Stress. Weiter so! „Referat und Paper!“ Wie? In den letzten zwei Wochen noch? Unkonventionell, aber ich lass es natürlich gelten, streng nach Brainstorm Regeln. Aber nun weg von der Uni – was noch? „Verwandtschaftsbesuche!“ Ach, sehr gut, in Kombination mit den Finals ist das der reinste Stressgarant – mir gefällt wie ihr denkt! Jetzt legt euch mal richtig ins Zeug, was noch? „Ein Top-Terrorist wird getötet, die Furcht vor darauf folgenden Vergeltungsanschlägen führt zu strengsten Sicherheitskontrollen, die den Flug von besagter Verwandtschaft ungemein spannender gestalten.“ Na aber hallo, nicht sehr wahrscheinlich, dafür gibt’s extra Originalitätspunkte! Nochwas? „Jazzfest!“ Perfekt! Regionalitätsbezug ist gegeben, außerdem dauert es volle zwei Tage und ist daher nur semi-kompatibel mit der ganzen Lernerei. Leute, ich bin stolz auf euch, das sind die perfekten Zutaten für einen astrein gestressten Auflauf. Zur Vollendung muss er nur mehr vierzehn Tage ziehen. Ich als stadtbekannter Spitzenkoch hab das Ganze natürlich schon vorbereitet und präsentiere nun voller Stolz: 

Die letzten zwei Wochen!

Stress hin oder her, es war natürlich wie immer fantastisch. Zwar hätten sich Max und seine Freundin Anna keinen ungünstigeren Zeitpunkt für ihre New Orleans Reise aussuchen können (außer vielleicht die Monate vor und nach meinem Auslandssemester) aber ein Schuss Adrenalin hält ja bekanntlich jung, was mir mit meinen schon mittlerweile dreiundzwanzig Lenzen auf dem Buckel durchaus gelegen kommt. Ihr Flug ist (abgesehen von verspürter und vollzogener Übelkeit, unfreiwilligem Flugzeugwechsel, mittelschweren Verständigungsproblemen und als Destillat all dessen knapp vierstündiger Verspätung) auch relativ ereignislos verlaufen. Gut so – wir wollen die Verwandtschaft dies- wie jenseits des Atlantiks ja nicht beunruhigen. Aus mir unerfindlichen Gründen haben es die zwei Knalltüten dann aber tatsächlich zu meiner Wohnung geschafft und auch gleich ihr Lager in meinem Zimmer bezogen. 

In Fachkreisen wird das als „Hostile Takeover“ bezeichnet.

Um sie beim Jetlaggen möglichst ungestört zu lassen, hab ich mein Feldbett im Wohnzimmer aufgeschlagen. Was tut man nicht alles fürs Bruderherz. Mich und meine Wohnung zu sehen, rechtfertigt aber offensichtlich kein Flugticket nach New Orleans und so haben die zwei völlig unerwartet darauf bestanden, dass ich ihnen auch noch die Stadt zeige (Ich weiß! Ich find es auch völlig unbegreiflich warum jemand hierherkommen will, wenn man doch auch einfach meinen Blog lesen kann!). Leicht verwundert hab ich diesem seltsamen Wunsch dennoch Folge geleistet und sie mit der regionalen Kultur vertraut gemacht: barbarisches Crawfish-Zerfleischen, die Eigenheiten der örtlichen Verkehrsmittel („Fahrpläne geben nur Richtwerte an und nein, diese Reißleine im Bus ist keine Notbremse“), schräge Gestalten auf der Frenchmen Street, betrunkene schräge Gestalten auf der Bourbon Street, tückische Türschlösser, die völlig anders funktionieren als daheim und Temperaturen die uns Schluchtendefäkatoren den Permaschweiß auf die Stirn treiben. Und sie sind begeistert. Gut, das mag am durch die lokale Küche Müslisorte hervorgerufenen monumentalen Zuckerlevel liegen, aber ich werde jetzt nicht anfangen Haare zu spalten.

Das Grinsen kommt nicht von der guten Laune!

Absoluter Höhepunkt in dieser von Highlights geprägten Zeit war natürlich das Jazzfest. Auf einer Pferderennstrecke veranstaltet, hat es zwölf Bühnen, ein Vielfaches dessen an Bands, unzählige Souvenirstände, dazu passend ein Postamt (schlau, diese Amerikaner), alle möglichen und unmöglichen Snacks (Alligator bis Zitrone) und an den letzten beiden Freitagen meine Wenigkeit plus jeweiligen Anhang beherbergt. Zugegeben, billig war’s nicht, aber DAS entschädigt für so einiges. 

Im Video: die coolste Sau auf Erden. Und ich 
spreche hier NICHT von Cindy Lauper.

Nachdem meine beiden Ehrengäste jetlagbedingt täglich noch ziemlich zuverlässig zwischen neun und zehn Uhr ins Koma hinabgleiten, hab ich die Abende meistens frei. So auch am letzten Samstag. Und weil uns aus naheliegenden Gründen Fortgehen zur Zeit eher unangebracht schien, haben Lisa, Eileen und ich der Campusabendunterhaltung eine Chance gegeben. Sprich: Theater und Student Comedy Improv. Was sich ausgeschrieben nicht spannender als ein Stoppschild anhört, war live einfach unglaublich lustig. Über Niveau lässt sich bekanntlich streiten, aber die schlichte Idee den König aus The King’s Speech nicht stottern, sondern am Tourette Syndrom leiden zu lassen, kratzt in ihrer Einfachheit schon an der Genialitätsgrenze. Dementsprechend flach ist das Publikum gelegen. Vom Geist der Improvisationscomedy beseelt, haben wir dann den Abend mit Pizza und alten Whose Line Is It Anyway? Folgen ausklingen lassen. Und weil grad Zeit ist (nicht nur Gottschalk kann überziehen!), hier ein Clip daraus:

Eventuelle Bauchkrämpfe bitte ich zu entschuldigen.

Tags drauf hat’s uns fünf ins Audubon Aquarium of the Americas verschlagen, denn, wie Lisa es so treffend formuliert hat:
„Bei uns ist herrlicher Sonnenschein und fast ganz blauer Himmel, der Mississippi schlummert wie immer, also keine Spur von Überflutungen. Deswegen geh ma heute ins Aquarium.“
Damit wäre wohl auch geklärt ob wir gerade in den prophezeiten Fluten versinken. Anschließend haben wir in einem mexikanischen Lokal noch auf Sprachbarrieren angestoßen - ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr einem die Birne dröhnt, wenn man im Sekundentatk zwischen Deutsch (Max und Anna) und Englisch (Lisa und Eileen) wechseln muss. Dann haben wir am See ein kleines Picnic veranstaltet. Um sieben bin ich schließlich daheim angekommen, hab ein wenig gelernt und jetzt schreib ich gerade diese Zeilen während im Hintergrund Radiohead (die die gute Amélie schon längst abgelöst haben) langsam ausfadet. Wie konklusiv.

Entlassen möchte ich euch diesmal mit einem der coolsten Fotos der letzen paar Monate:

Manchmal braucht’s dafür nur einen crappy Kaufhausfotoautomaten, 
gute Laune und die zwei besten Mädels auf dieser Seite des Mississippi.

Sunday, April 24, 2011

New Orleans/Pensacola Beach, Woche XV

Amigos und Amiginnen! Herzlich Willkommen im mittlerweile achten Teil meiner New Orleans-Auslandssemester-Berichterstattung! Circa sieben Meilen von hier tobt grad ein Kampf zwischen den New Orleans Hornets und den Los Angeles Lakers um .. was auch immer, aber ich sitze hier um euch von den wunderschönen letzten zwei Wochen zu berichten. Wenn das nicht Hingabe ist, dann weiß ich auch nicht weiter. Wie auch immer, Zeit ist Geld und Geld ist grün (zumindest hier) also ran an den Speck.

Gras ist nämlich auch grün (so viel zur Überleitung) und Gras wächst auf der Wiese, unter der sich meistens Erde befindet. Und wenn man dort ein Loch rein gräbt, es mit Wasser füllt und drüber ein Volleyballnetz spannt, was hat man dann? Richtig, eine gewaltige Sauerei. Und dazu noch die besten Vorraussetzungen für eine anständige Partie Swamp Ball!

Sonne, Schlamm und Volleyball. Was kann man daran nicht mögen?

So simpel die Idee, so fantastisch die Umsetzung. Hab selten so viel Spaß bei einem Volleyballspiel gehabt! Das lag natürlich zu einem großen Teil an unserem once-in-a-lifetime Team: Charlotte (Deutschland), Eileen (Ecuador), George (England), Leon (Holland), Manu und Michi (beide Deutschland) und ich, der Quotenösterreicher. Habt ihr bemerkt wie geil international das Team ist? Und das obwohl unser Lieblingsinder Tito kurzfristig abgesagt hat. Mir ist diese Besonderheit natürlich gleich ins Auge gesprungen und dank meiner offensichtlichen geistigen Über-Power bin ich dann auch gleich auf den genialen (geradezu grenzgenialen!) Mörderteamnamen International Basterds gekommen. Echt, manchmal überrasch ich mich selbst noch. Kann mir mal jemand auf die Schulter klopfen? Niemand? Banausen. Egal, das wars nämlich auch leider schon wieder mit Über-Power. Das erste Spiel gegen die Gravediggers lief eher – wie umschreib ich das am besten … 

... mittelmäßig.

Egal, von so was Lächerlichem wie einer knappen (!) Niederlage lassen wir uns doch nicht den Nachmittag verderben. Und schon gar nicht wenn der Nachmittag zu den besten seit der Erfindung von Samstagnachmittagen zählt, wie ich anmerken möchte. Bis oben hin angefüllt mit Hotdogs, Sonne und massenweise guter Laune haben wir uns also ins nächste Match gestürzt. Und Jung Junge, haben wir den Chemieclub vernichtet, ich hab fast Mitleid bekommen. Aber nur fast, im ersten Moment war ich damit beschäftigt sie hämisch auszulachen und mich mit den Basterds zu freuen, als hätten wir gerade das Turnier eingesackt. 

Go Basterds!

Wie es sich für einen anständigen Samstagnachmittag-from-Paradise gehört gabs dann noch gratis Crawfish bei den Privateers und einen unglaublich lustigen und gemütlichen Abendausklang bei uns in Lake Terrace. Reife Leistung, Karma!

Die Woche war dann relativ ereignislos und von Paperschreiben geprägt, bis dann ein netter kleiner Flyer ins Haus geflattert ist: Set the Controls (Pink Floyd Cover Band) at the Hangar! Ich als alter Pink Floyd Hase merke natürlich wenn mir das Schicksal mit einem Zaunpfahl eins über die Rübe zieht, also Tickets gekauft und nix wie hin. Das Konzert war in einer eher … fragwürdigen Gegend und es sind mehr Leute on- wie offstage gestanden, aber der Gig war trotzdem sehr, sehr geil. Man mag sich zwar fragen warum sich die Band Set the Controls nennt, wenn dann das früheste Lied Echoes war (das zweitbeste Lied auf Erden), aber ich will hier nicht kleinlich sein. Wie sehr uns die Band zweieinhalb Stunden lang trotz mickriger Crowd in andere Sphären geschossen hat war nämlich echt bewundernswert. Set the Controls – immer wieder gerne!

Das alles war Donnerstagabend und war das schon geil, ging es von da an nur mehr bergauf. Am Freitagmorgen war nämlich unser – Trommelwirbel – Trip nach Pensacola Beach in Florida angesetzt! Ich bin um vier in der Früh ins Bett und um acht von meinem Wecker unsanft geweckt worden (Kennern meines Schlafrhythmus werden die Ungereimtheiten auffallen). Der Gedanke an Sommer, Sonne, Sonnenschein hilft aber ganz gut beim Kickstarten und kurz darauf waren wir schon auf unserem vierstündigen Roadtrip nach Pensacola. Was dort alles abgegangen ist, seht ihr euch am besten im Video an, nur so viel:

- sechs Leute in einem Zweierzimmer bringen eine Menge Laune
- es ist schwierig um zwei in der Früh eine Bank in Ecuador zu erreichen um die Kreditkarte zu sperren
- Strandzelte sollten nur mit Gebrauchsanweisung verkauft werden
- einen Club am Strand mit Volleyballplatz auszustatten ist eine verdammt gute Idee
- Leute einzugraben macht Spaß
- Wellen sind manchmal stärker als Badehosen
- Mädels stehen auf Titos Hintern

Das alles und mehr hier im Video:

Tobi gegen EMI - 2:1. Es kann nie schaden eine Band im Freundeskreis zu haben.

Und als wär das alles noch nicht genug, kommt auch noch mit leichter Verspätung, dafür völlig unerwartet, eins der genialsten Geburtstagsgeschenk überhaupt an. Ein Päckchen voll Spiel, Spaß und Spannung (und Schokolade!) das sich gewaschen hat. Absolutes Highlight ist natürlich das hier: 

Project Mayham, Innsbruck Style.

Damit bin ich meinen Freunden in Innsbruck seit meiner Ankunft dort in den Ohren gelegen, und jetzt haben sie es offensichtlich durchgezogen. Ein bisschen neidisch, aber voller Stolz, möcht ich hier nochmal allen Spaßvögeln danken, die dem alten GeiWi Turm ein Lächeln auf die Fassade gezaubert haben. Muchas muchas Gracias!

So, genug gequasselt für heute. Meine Laune geht grad angenehm durch die Decke, deshalb verabschiede ich mich hiermit und wünsch ich euch allen fantastische Ostern und eine ordentliche Portion Frühlingsgefühle! 

Manchmal bin ich so gut drauf, es ist direkt widerlich.

Sunday, April 10, 2011

New Orleans, Woche XIII

Na toll, ich stehe vor einer Zwickmühle. Die letzten zwei Wochen waren relativ ereignisreich, allerdings ist der Großteil davon für die breite Masse da draußen nicht wirklich interessant, oder aber interessanter als meinem Ruf in der Öffentlichkeit zuträglich ist. Tja, wie umgehe ich jetzt dieses Problem? Ich werde einfach Sachen auslassen oder verändern und zusätzlich noch die Reihenfolge ein bisschen durcheinander würfeln. Leute, das wird mein David Lynch Eintrag. Dazu passend: es handelt sich um die 13. (in Worten: dreizehnte!) Woche. Ihr seid angenehm verwirrt? Gut so, das wird sich auch nicht mehr ändern.

Und beginnen möchte ich gerne mit: Farben. Jawohl, Farben. Gute Güte, die letzten Wochen hier waren derart farbenfroh, um die ein oder andere Epilepsiewarnung wäre man direkt dankbar gewesen. Die Leute hier in New Orleans treiben’s offensichtlich gerne bunt, denn in den letzten vierzehn Tagen war ich auf nicht weniger als zwei Farbenfestivals. Ich weiß ja nicht wie’s euch geht, aber für mich sind das mehr als in den letzten 23 (ruhig Blut, dazu komm ich noch) Jahren zusammen. Und wenn die hier „colourful“ sagen, meinen sie es auch. 

Auch wenn sie wahrscheinlich eher „colorful“ sagen.

Das erste von den beiden war am 2. April, an einem Samstag. An einem Samstag – und soviel kann ich schon mal vorweg nehmen – an dem sonst überhaupt nichts Aufregendes passiert ist. Keine Party bei uns daheim, es ist nichts kaputt gegangen, keine Sach- oder Personenschäden und auch keinen zwielichtigen Besuche in dubiosen Bars im Herzen dunklen Vortex der Bourbonstreet. Nichts von all dem. Wo war ich? Achja, Holi Festival. Das war nämlich der Name des ersten Farbenfestes. Von der Uni veranstaltet und für Studenten gratis, haben sie den Campus in ein knallbuntes Schlaraffenland verwandelt. Holi ist indisch, dementsprechend indisch war Speis, Trank und Tanz. Mir hat’s gefallen, sehr sogar. Der Sauerei-Level war dabei durchwegs angenehm hoch weil meistens auf „Vollgas“ gestellt: zuerst nasse Farbe zum Beschmieren, dann Farbpulver, das noch den letzten Rest Sauberkeit aus der Kleidung verbannt hat und als krönenden Abschluss gab’s ein Wasserbad. Das alles, ohne sich zwischenzeitlich Um- oder auszuziehen, versteht sich. Wär ja langweilig. Es ist jedenfalls schön zusehen wie ausgelassen und lustig ein Fest sein kann, das (wie natürlich auch der Rest des Samstags) völlig ohne Alkohol auskommt.

Ganz so jungfräulich unschuldig ging’s beim zweiten Farbenfestival eine Woche später nicht mehr zu. Ob ihr es glaubt oder nicht, ich war auf einem Rave. Das Ding hieß Dayglow und war kleidungstechnisch eine All White Party. Erfrischenderweise aber nicht um zu prollen, sondern um am Ende so auszusehen:

Bunt. Sag ich ja.

Alles was zwischen weiß anziehen und knallbunt ausziehen passiert ist, war verdammt lustig, auch wenn wir – völlig gegen den Strom schwimmend – nüchtern und drogenfrei waren. Nettes Detail am Rande: habt ihr euch schon mal Gedanken um den Ausdruck "bis der Schweiß von der Decke tropft" gemacht? Funfact: das ist keine Figure of Speech .. Nichtsdestotrotz, Bunt gegen Alltag 2:0. Fein. Diese ganzen Farben machen jedenfalls Lust auf mehr und weil uns lebende, moderne Kunst irgendwie zu vergänglich war, haben wir uns auf die Suche nach etwas haltbarerem aber nicht minder modernen gemacht. Sprich: Streetart. Die findet man hier zwar nicht an jeder Ecke, aber über zwei Schmankerln sind wir dann doch gestolpert: 

Ein echter Banksy. Unwissende googlen.

Die coolste Wand in New Orleans.

Dementsprechend elitär haben wir uns dann auch gefühlt. Also haben wir uns gedacht wir lassen Pöbel einmal Pöbel sein und gehen ordentlich standesgemäß essen um aufs Bildungsbürgertum anzustoßen. Mit einem 100$ Gutschein von meiner Tante (die ihren Besuch unfreiwilligerweise verschieben musste) haben wir also „The Court of Two Sisters“ gestürmt. Wortgewandt und eloquent wie ich nun mal bin, habe ich auch die Weinprobe souverän gemeistert („Weißwein. Eindeutig Weißwein, das kenn ich sofort.“). Das Essen danach war gut, steht aber für mich nach wie vor in keiner Relation zu den 200$, die wir schlussendlich zu dritt gezahlt haben. Aber das ist wohl einfach nicht meine Welt. Da hab ich’s lieber billiger, weniger förmlich und gemütlicher. Wie damals im Mex in Mondsee. Die Enchiladas dort – echt ein Traum. Schade, dass sie zumachen mussten. Hängen viele Erinnerungen dran. Einmal zum Beispiel … [die folgenden Zeilen wurden aus Irrelevanz gekürzt. - die Redaktion]

… aber ich hab ihm dann einen Tequila gezahlt, und dann war auch alles wieder gut. Apropos Essen: was wären die Staaten ohne Hotdogwettesswettbewerbe? Unsere Münchner Weiswurstwalze Manu hat sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen und seine achtzig Kilo Kampfgewicht ohne zu zögern ins Rennen um die begehrten Nacho Mama’s Gutscheine geworfen. Schlussendlich ist es der zweite Platz geworden – er hat sich aber auch nur einem waren Goliath geschlagen geben müssen, der sogar bei der Preisverleihung noch munter weiter gemampft hat. Reife Leistung jedenfalls, ich gratuliere an dieser Stelle. Hier ein paar bewegte Bilder vom wahrscheinlich erotischsten Wettbewerb seit Sumoringen:

Der Gewinner ist der gelockte Riese am Ende des Tisches.

Hm, was noch? Achja, Geburtstag hab ich ja auch gehabt. Aber das (und jetzt kommt eine popkulturelle Kopfnuss) ist eine andere Geschichte. Nur soviel: Trunkenheit gibt mir (im Vergleich zu früheren Examen) +8 auf World War II Wissen. Just another lesson learned ..

Sunday, March 27, 2011

New Orleans/New York, Woche XI

Ein Gedicht:

Die Zeit vergeht, die Zeit verrinnt,
Es bleibt nicht viel, doch hier geschwind,
Schreib ich noch auf, ganz schnell, was war -
Damit ihr seht und hört und fühlt
Und es euch in die Ferne zieht
Im Idealfall sogar gleich hier her
Nach New Orleans, zur Stadt am Meer.

„Ja was macht denn dieser größenwahnsinnige Irre?“, hör ich euch fragen, „Glaubt der, er kann dichten?!“ Und ich sage euch (passt auf, jetzt kommt’s): meine Rede, meine Schreibe, meine Bilder, meine Texte, meine Seite, meine Regeln, mein Blog. 

Paddum Tusch.

Schaut nicht so entsetzt, ich hör ja schon auf damit. Mit dieser Punchline vom anderen Stern beginne und beende ich meine Karriere als Rapper und begrabe sie auch gleich im Hinterhof der guten Musik, versprochen. So, jetzt aber raus mit Krawatte und Monokel, es beginnt gepflegt informative Unterhaltung mit Anstand und Niveau. Hab ja schließlich Bildungsauftrag. Und so, meine Lieben, lade ich euch auf einen Locationwechsel ein. Raus aus den verranzten Vorstadtvierteln von Berlin, rein in die Großgroßstadt. In die Mutter aller Großstädte quasi, in die Großstadt zu der kleinere Großstädte petzen gehen wenn die Suburbs mal wieder keine Ruhe geben. Meine Damen und Herren, ich war in New York, New York.

Dass ich es überhaupt dorthin geschafft hab, grenzt ja sowieso an ein Wunder. Flug zu spät gebucht, Hotel viel zu spät gebucht (somit hatte ich die „Auswahl“ zwischen einem billigen Hostel in Brooklyn – ich zitier mal die Review: „Bathrooms worse than in a Nicaraguan prison“ – und einem Hotelzimmer in Chinatown, allerdings mit höherer Preisklasse. Bin ja kein Experte für Gefängnisse in Nicaragua, aber es sind bestimmt nicht die besten. Logische Schlussfolgerung: Ni Hao, Chinatown!) und am Tag vor meinem Abflug war auch noch St. Patrick’s Day. All dieser widrigen Umstände zum Trotz bin ich dann am Freitag um dreiviertel sechs in der Früh (somit genau eine Stunde vor Abflug) vorm Gate gesessen.

5.45 Uhr, das Unglück nimmt seinen Lauf.

„Prima“, hab ich mir gedacht, „da geht sich noch ein Nickerchen aus.“ Wahnsinnig listig. Um dreiviertel Sieben bin ich dann aufgewacht, gerade noch rechtzeitig um meinem Flieger hinterher zu winken. Naja, wenigstens kann ich den Flug auf die Liste meiner Flüge schreiben, die auf die Minute pünktlich abgehoben sind (neuer Stand: 1). Meinen Handywecker verfluchend bin ich dann zurück zum Schalter geschlurft und hab der netten Dame dort mein Leid geschildert. Die dürften es aber wohl öfters mit Bananen wie mir zu tun haben, denn getreu ihrer Airline Policy hat sie mir einfach gratis ein Ticket für einen NYC Flug zwei Stunden später ausgestellt, worauf ich sie vom Fleck weg heiraten wollte*. Hab aber keinen Ring dabeigehabt und somit hab ich es bei Glücks- und Segensüberhäufungen für sie und ihren Stammbaum belassen. Meine Heldin. Keine dreieinhalb Stunden später sind wir dann auch schon abgehoben. Start spreading the news …

Ich mag Fliegen.

In Manhattan angekommen, hab ich mich gleich aufgemacht um die Anschi, eine Freundin aus HAK Zeiten, zu treffen. Sie studiert in Wien, ich in Innsbruck, und wenn man es in drei Jahren nicht schafft sich daheim in Salzburg zu treffen, muss man das eben ich NYC machen, logisch. Hoffnungslos verspätet bin ich dann zum klassischen Treffpunkt beim Centralpark gekommen. Aber nachdem die beiden Mädels (eine Freundin von der Anschi war auch dabei) das beste Rezept gegen meine Unpünktlichkeit gefunden haben (eine Prise Warten™), hab ich sie dort sogar getroffen. Ach, war das schön.

Nicht der Central Park, aber trotzdem wir drei. 

Wir haben dann drei Tage lang mehr oder weniger klassisches Touriprogramm gehabt (Central Park, Museum, Rockefeller Center, Brooklyn Bridge, Hardrock Café und Unsummen an Geld ausgeben), das absolute Highlight war aber der Comedy Club gleich am ersten Tag. Leute, zieht euch das rein:

Hab nicht durchgehend gefilmt, das ist also keineswegs ein
Best Of. Anschaubefehl gibt's trotzdem.

Danach ging’s erst mal Richtung Hotel. Das wär auch eigentlich für Rucksackreisende perfekt gewesen: sauber, das Notwendigste da, vierundzwanzig Stunden offen, absolut kein überflüssiger Luxus (die "Zimmer" waren 1,5x2,5m groß), aber halt für das Gebotene mit knapp 40$/Nacht ein bisschen zu teuer. Das dürfte wohl aber der Preis für Privatsphäre sein.

Am Sonntag hab ich dann noch meinen Cousin getroffen. Hab ihn zuvor das letzte Mal gesehen, wie ich vor elf Jahren meine Tante in New York (Upstate) besucht hab. 

Unglaublich, was elf Jahre so
anrichten können …

War jedenfalls ziemlich cool ihn wieder zu sehen. Haben uns dann zwar verquatscht und so hab ich am Sonntag von New York nix mehr mitbekommen. Das war aber auch egal, wichtig war mir ohnehin nur die Anschi und den Ben zu sehen. Check und Check, würd ich mal sagen.

Was soll man zu New York selbst noch sagen? Es ist einfach überwältigend, Punkt. Riesig groß, in alle Richtungen, und man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich weiß nicht ob ich dort leben wollen würd, aber die Stadt mal über einen Zeitraum von ein paar Monaten kennen zu lernen, wär schon sehr interessant.

Am Sonntag um fünf war der Spuk jedenfalls schon wieder vorbei und ich hab mich auf die Socken gemacht um zurück zum Flughafen zu kommen. Um eins in der Früh bin ich dann in meiner Wohnung in New Orleans angekommen und das war auch höchste Zeit. Hab zu diesem Zeitpunkt echt dringend mal Ruhe und Entspannung gebraucht; durch Mardi Gras, New York und der ganzen Midterm Exams bin ich echt ständig unter Strom gestanden und zu gar nix gekommen (sorry noch mal an dieser Stelle an all jenige, die eine halbe Ewigkeit auf Mails gewartet haben). Die Woche drauf war endlich einmal Durchatmen und Runterkommen angesagt. Und das geht am besten im Citypark. Also wieder mal neue Schläuche fürs Rad gekauft (die Verkäufer dort kennen mittlerweile deren Größe und Marke auswendig), ein paar Bücher und die Lisa eingepackt und zum besagten Park gefahren. 

So lässt sich's leben.

Zu recht viel mehr Entspannung bin ich aber nicht gekommen, jegliche Müdigkeits- und Erschöpfungsbekundigungen meinerseits ignorierend hat man mich dann am Abend schon wieder ins Taxi verfrachtet und ich hab mich auf dem Weg in die Innenstadt wiedergefunden. Schlaf und ich haben uns daraufhin einvernehmlich getrennt, das wird echt nix mehr mit uns.

Ui, und zum Abschluss noch kurz ein Update bezüglich der Sicherheit hier in New Orleans. Das hier hab ich neulich auf der Straße vor unserem Haus gefunden:


Ich schließe daraus, dass die Polizei das Verbrechen hier mit aller dafür nötigen Härte und Gewalt bekämpft. Gut so. Moment, es klopft an der Tür – ich seh mal kurz nach wer so spät am Abend noch was von uns will …

*ACHTUNG! Das ist nicht ernst gemeint. 

Tuesday, March 15, 2011

New Orleans, Woche IX

Hui, jetzt bin ich ja fast schon spät dran mit meiner zweiwöchentlichen New Orleans-Semester-Berichterstattung©. Aber was soll’s, Mardi Gras will ja auch erst mal verdaut werden. Und andauernde Pünktlichkeit veranlasst die Leute ohnehin nur dazu, so was ständig von mir zu verlangen – soweit kommt’s noch! Ich mag Unpünktlichkeit, die steht mir, so war ich schon immer. Muss ich wohl geerbt haben. Genug davon, ich präsentiere hiermit jedenfalls voller Stolz und Umschweife meine Special-Mittwochs-Ausgabe. Passt gut darauf auf, die hat bestimmt bald mal Sammlerwert. Na denn, viel Spaß!

Eben diesen hab' ich nämlich die letzten zwei Wochen auch gehabt. Hier in New Orleans hat echt der metaphorisch oft bemühte Bär gesteppt – heftig! Bevor ich mich allerdings dem Elefanten im Raum zuwende .. 


.. möchte ich die soeben gepushte Stimmung mit einer kleinen, traurigen Geschichte auch gleich wieder drücken. Ich wurde nämlich wieder einmal sitzen gelassen. So sind sie, die Frauen. Da überqueren sie zwei Kontinente und einen Ozean um einen zu besuchen (okok, Washington, New Orleans und ganz generell die Tatsache, dass es sich um das Austrian Student Program der Uni Innsbruck gehandelt hat, mögen auch eine Rolle gespielt haben, aber wen interessieren schon solche Kleinigkeiten? Ich versuche hier schließlich ein wenig Feenstaub zu verstreuen!) und kaum drei Wochen später fliegen sie schon wieder zurück. Ja, Maria, du darfst dich ruhig angesprochen fühlen – was für eine Frechheit! Aber diese klaffenden Lücken in meinem seelischen Befinden mal außen vor gelassen, war es herrlich die ASP Gruppe hier zu haben. Auch wenn die Maria sich erst gegen Ende ihres Aufenthalts getraut hat, mich ihrer Truppe vorzustellen. Mehr Zeit mit diesem feierwütigen Haufen hätte meine Leber aber vermutlich ohnehin nicht verkraftet .. Wie auch immer: danke Leute, danke Maria, schön war’s!

Auf ein baldiges Wiedersehen.

So, genug herumgesülzt, jetzt geht’s ans Eingemachte. Es folgt der Grund, warum ich die letzten zwei Wochen kaum zu Hause war und insgesamt gefühlte zweieinhalb Stunden Schlaf abbekommen hab. Der Grund, warum manche Einheimischen fluchtartig die Stadt verlassen, während Touristen kollektiv durchdrehen. Und vor allem ein weiterer Grund, warum New Orleans so verdammt geil ist. Meine Damen und Herren, werte Leserschaft: Mardi Gras! Dem ein oder anderen wird’s bekannt vorkommen, die Franzosen können es sogar übersetzen: Fetter Dienstag, in heimischen Gefilden auch Faschingsdienstag genannt. Unweigerlich ist alles hier die letzten Wochen darauf zugesteuert und am Tag X war es dann soweit. Bis dahin gab es ja schon fast jeden Tag Paraden (die auch – im Gegensatz zur ersten – richtig gut geworden sind) und mit Mardi Gras als Höhepunkt ist die Stadt dann schlicht und einfach abgehoben. Ein paar Leuten hab ich das in Mails schon beschrieben, aber hier noch mal für alle: Wahn. Sin(n). Die Leute hier sind so was von durch die Decke gegangen, ich persönlich hab das noch nie erlebt. Anders als in manchen Ländern greift man hier um zehn Uhr morgens nicht zum Knoppers, sondern pflichtbewusst zur Handgranade. 

Man muss schließlich tun, was der Mann im Flieger verlangt.

Um diese Uhrzeit gehen nämlich die Abschlussparaden los. Der Tag hat dann (bei mir zumindest) bis vier Uhr in der Früh gedauert. Dazwischen: Musik, Tanzen, Kostüme, keine Fotos, mehr, weniger, oder ganz nackte Menschen, Chaos und tonnenweise Beads (Plastikperlenketten auf die hier jeder ganz scharf ist). Zuerst hat mich noch gewurmt, dass ich keine Kamera dabei gehabt hab, aber mir ist zum Glück rechtzeitig gedämmert wie dämlich es wäre zu versuchen das alles auf Fotos zu bannen. Folgerichtig gibt’s keine Bilder, dafür aber fantastische Erinnerungen, die ich mir aufs Regal über meinem geistigen Kamin stellen werde. Witzigerweise war die Bourbon Street im ganzen Chaos übrigens noch am „normalsten“.

So normal wie New Orleans Sündenpfuhl #1 nun mal sein kann.

Das liegt daran, dass hier fast nur unverkleidete, dafür aber um so betrunkenere Touristen herumflaniert sind. Um zu beschreiben was dagegen auf der Frenchmen Street abgegangen ist, fehlen selbst mir altem Phrasendrescher die Worte. Ein Versuch, in Impressionen: da wäre einmal der Diskosaurier. Eine Mischung aus Einkaufswagen, Soundsystem und Dinosaurierkostüm, mit der irgendein Typ einen ganzen Straßenzug unterhalten hat. Dem sind die Leute wie damals dem Rattenfänger hinterher getanzt, ich frag mich ob die irgendwannmal ans Mississippiufer gespült werden. Die Leute, die den lockenden Rufen des Diskosauriers widerstehen konnten, sind einfach einer der vielen Bands gefolgt, die ebenfalls durch die Straßen gezogen sind. Völlig unorganisiert sind so die Straßen geflutet worden, angeführt wurden diese Trupps manchmal eben von Bands, manchmal von ein paar Typen in einheitlicher Verkleidung (zum Beispiel Leuten in Särgen, die zu Fahrrädern umfunktioniert wurden) manchmal auch gar nicht. Immer der Musik nach. Ich hab nicht den blassesten Schimmer wie weit ich an diesem Tag herumgelaufen bin, aber meine Füße waren am nächsten Tag doch verdammt sauer auf mich. Die Armen. Eines meiner persönlichen Highlights war übrigens ein Typ mit einem Leguan auf dem Kopf. Den Leguan hab ich auch nur so lang für ausgestopft gehalten, bis er mich fragend angeschaut hat (der Leguan, nicht der Typ – der hat gelacht). Mann, ich liebe New Orleans. Wirklich.

Eines muss ich an dieser Stelle zu Mardi Gras übrigens noch loswerden: ich kann verstehen, dass für sehr religiöse Menschen die Bourbon Street wie Sodom und Gomorra vereint und upgedated wirken muss. Darum find ich es auch nicht schlimm, wenn sie hin und wieder (ok, andauernd) dort demonstrieren und Flugzettel à la „Jesus Loves You“ verteilen. Auch der gelegentliche Kreuzzug (kein Scheiß, die ziehen mit riesigem Holzkreuz durch die Bourbon Street) sei ihnen gegönnt. Aber was die dann teilweise für schwulenfeindliche, rassistische und ganz generell menschenverachtende Parolen abfeiern, ist echt grenzwertig. Wenn dann noch dazu ein fünfzehnjähriges Mädchen durchs Megafon brüllt, welche Bevölkerungsgruppen alle in der Hölle schmoren werden, finde ich das beunruhigender als alle anderen Sünden auf der Bourbon Street zusammen. Und das sind viele.

Wie dem auch sei, auch Mardi Gras war einmal zu Ende. Am Mittwoch wurde entkatert und am Donnerstag schon wieder fortgegangen. Krönender Abschluss der Woche war dann ein Reggae Konzert am Sonntag mit Lisa und ihrer besseren Hälfte (und das will was heißen) Mike. Inklusive strengem Rauchverbot, versteht sich.

Das dürfte aber nur so lange gegolten haben, bis diese Hinweise
von süßlich duftenden Nebelschwaden verdeckt wurden.

Das war's also für die zwei durchgemachtesten (in meinem Blog darf ich sehr wohl meine eigenen Wörter erfinden) Wochen bislang. Hab diesmal kein aktuell passendes Video gefunden, also gibt’s Archivaufnahmen. Von einem Eichhörnchen, das die Überreste von einem vermutlich geklauten Muffin frisst. Nicht mehr, aber werte Leserschaft, auch um kein Stück weniger. Und jetzt alle …

… MOOOIIII!!!

Monday, February 28, 2011

New Orleans, Woche VII (oder: Mann, wie schnell die Zeit vergeht)

Gleich vorweg an alle Wüstlinge, die hier nur die versprochenen nackten Frauen aus der Facebook Einladung suchen: Bazinga! Ihr solltet euch was schämen. Aber ihr dürft natürlich trotzdem bleiben, bin ja tolerant. Macht’s euch gemütlich, Tee steht auf dem Tisch, Kuchen ist noch genug da, genießt die Show. Bühne frei für Teil vier meiner New Orleans-Semester-Berichterstattung.

Angefangen hat Woche VI schonmal großartig mit einer weiteren Ausgeburt der amerikanischen Komerzhölle: Valentinstag. Strategisch geschickt an einem Montag platziert (wer genießt es nicht die Woche in schrillem Rosa zu beginnen?), ruft dieser Tag im Großteil der hiesigen Bevölkerung Frühlingsgefühle hervor, während so manch anderer gegen Brechreiz kämpft. Dazwischen gibt’s offensichtlich nix, keine Chance den Tag zu ignorieren. Auf welcher Seite ich mich befinde, dürfte hiermit geklärt sein (man beachte, dass das Wort ‚Romantik’ nicht einmal gefallen ist). Warum ich kein Fan vom Valentinstag bin? Rosa Picknickdecken, rosa Blumensträuße, rosa Luftballons, die Farbe Rosa, that’s why. Aber nachdem Jammern bekanntlich keine Probleme löst, haben die Lisa und ich beschlossen zur Sunday Side der Straße zu wechseln und die örtliche Studentenorganisation der Filmmakers beim Kekserlbacken zu unterstützen (in Herzform, versteht sich). 


Taschendurchsuchung der dort wohnenden Hauskatze inklusive.

Die steinharten Früchte unserer Arbeit haben dann am dem Tag, der aus dem kollektiven Unterbewusstsein der Menschheit gelöscht werden sollte, stolze 112 Dollar in die Kasse der Filmmakers gespült, also würd' ich das gern als Erfolg verbuchen. Moment, ich check das mal nach. Tobi: 112 Dollar, teuflische Blumenverkäufer die kleine Katzen essen: 497 Fantastillionen. Damn.

Die nächsten Tage hab ich lesend und lernend verbracht, am Donnerstag war ja ein Examen angesetzt. Völlig frei vom Sinn für richtige Vorbereitung wie ich numal bin, hab ich für den Kurs zuerst das falsche Textbuch und das Richtige dann viel zu spät bestellt. Dementsprechend limitiert waren meine Zeitressourcen. Ich wurde schlussendlich mit stolzen einhundertfünfundzwanzig Seiten in gefühltem A3 Format begrüßt und das hat sich mit vier Tagen Lernzeit, New Orleans’ Entertainment Faktor und ganz generell mit meiner Weltanschauung aber so was von absolut gar nicht vertragen. Das Buch hab ich folgerichtig im Autopilot überflogen, was mich aber trotzdem irrsinnig viel Zeit gekostet hat. Das Examen war dann aber doch relativ einfach und dementsprechend prahlerisch hab ich dann in den hiesigen Ländereien verlautbart, dass es den ganzen Lernaufwand überhaupt nicht wert war. Als Retourkutsche kam prompt ein lahmes C als Testergebnis. Karma’s a bitch. Multiple Choice Tests übrigens auch. Ich hab dann einer alten Frau über die Straße geholfen um meine Karmareserven wieder auf 'Sonnenschein' zu stellen und prompt wurde der Rest der Woche zur fluffigen Achterbahnfahrt in Zuckertütenhausen.

Donnerstag Abend: Theater in irgendeinem dreckigen Hinterhofschuppen gesehen. Das hat aber spannungstechnisch selbst Finchers Sieben aber mal so was von die Hosen ausgezogen, dass es kaum in Worte zu fassen ist.

Freitag Abend: Lisa, ihre unglaublich coole Mitbewohnerin Eileen und eine völlig verkaterte dritte Person, deren Namen „Maria“ ich aus Datenschutzgründen nicht nennen darf, kurzerhand eingepackt und zum allwöchentlichen Caroline Fourmy Jazzabend verfrachtet. Aus aktuellem Anlass (Live Recording) war die Gute zwar etwas nervös, aber Herrschaften, was für eine Sängerin.

Samstag Abend: erste Parade. Krewe du Vieux der Name, unterirdischst das Witzniveau (Dick jokes all over the place. Leute, dagegen ist unsere Mondseer Faschingsumzug ein intellektuell fordernder, satirischer Hochgenuss). Davon lässt man sich hier aber nicht die Laune verderben, Paraden gibt’s hier ja schließlich in den kommenden zwei Wochen öfters als Regentage in der Geschichte des Mondseer Seefests. Wir haben dann einfach das Nächstbeste gemacht: wir sind ins Casino gegangen. Mein erster Abstieg in die Spielehölle, dementsprechend geflasht war ich. Gewonnen hab ich dort stolze 7$ (mein erstes und letztes Spiel, man will das Glück ja nicht überstrapazieren) und die Erkenntnis dass man mit langen Belichtungszeiten viel Schabernack treiben kann.


Sonntag Abend: noch mehr Schabernack mit langen Belichtungszeiten getrieben.


All das war aber natürlich nur das Vorspiel zu einem viel größeren Ereignis. Um das zu beschreiben fehlen mir aber zum Einen die Worte, zum Anderen wohl aber auch teilweise die Erinnerungen. Daher gibt’s hier, meiner Kamera sei Dank, vier Tage Mondsee meets New Orleans in Bild und Ton.

Der Song ist ein Ausschnitt aus Autofocus von 
Beyond Repair. Weltpremiere quasi.

Was bleibt sind Erinnerungen an fantastische Bands, fantastisches Essen, lustigstes Fortgehen, ein zickiges Luftbett das die Last von fünf Burschen mit einem kleinen Loch quittiert hat, den abgefahrensten Videochat meines Lebens (hallo Mama!), tonnenweise unerledigtes Unizeugs, absolut keine Regrets, die ein oder andere Lücke im deutschen Vokabular, ein Seufzer der Erleichterung seitens Manu und seiner Freundin, die das zweifelhafte Vergnügen hatte zur gleichen Zeit hier anzukommen (einen Riesendank an dieser Stelle für die Engelsgeduld, war bestimmt nicht leicht mit uns Chaoten!), und noch drei Monate bevor wir fünf das Novarock vom Erdboden fegen werden. Rock on? Rock on.