Wednesday, June 1, 2011

New Orleans/Roadtrip/New Paltz, letzte Woche

Bis jetzt hab ich immer von den „letzten beiden Wochen“ gesprochen, damit aber nur die vierzehn Tage zwischen zwei Blogeinträgen gemeint. Für mich hat das immer einen bitteren, weil seltsam finalen Beigeschmack gehabt. Nun, diesen Beigeschmack bin ich los, ich bin mitten drin in den letzten beiden Wochen, „bitter“ ist zum Hauptgericht aufgestuft worden, full frontal.

Moody.

Dabei hat alles noch so hinterhältig unschuldig angefangen: wer mein letztes Miniupdate gesehen hat, weiß, dass das Semester vorbei ist (ganz gut gelaufen, danke der Nachfrage). Mit Semesterende am 14. Mai haben die Studenten aus den on-campus accomodations ausziehen müssen und reihenweise New Orleans verlassen. Nachdem ich aber off-campus, in Lake Terrace wohne, hab ich noch bis Ende Mai dort bleiben können. Ganz alleine zu wohnen ist aber auch nicht das Gelbe vom Ei (der Manu ist für einen Kurzaufenthalt nach Deutschland zurückgeflogen) und so hab ich mir gedacht ich nehm all die armen Seelen auf, die vom Campus verwiesen wurden. Ganz ausgefuchste Leser werden hier den Beginn der im Miniuptdate erwähnten Strukturlosigkeit erkennen. Binnen weniger Tage hat sich meine vormals so saubere (danke Manu!) Bude in eine International Basterds Deluxe™ Kommune verwandelt. 

Kommune II.

Neben den üblichen Verdächtigen (Lisa und Eileen) haben außerdem noch Leon und Luuk (NE), George (GB), Tom (AUS) und Gini, die offensichtlich ihre Wurzeln in jedem verdammten Kontinent zwischen hier und Kamtschatka hat, bei mir gepennt. Als Dressing für diesen Ländersalat gab’s einen semi-stubenreinen Hund mit mehr Namen als Zehen und einer dementsprechend beknackt-fröhlichen Persönlichkeit, den Gini, Lisa und Tom vor dem Aussetzen gerettet haben. Würzt das noch mit einer an der Gesundheitsgefährdung kratzenden Menge Bier und Wein, mindestens vierzehn verschiedenen Varianten von Ei mit Speck, Luuks völlig anderweltlichen Schlafgeräuschen und Leons absolut beeindruckender Multiinstrumentalität und ihr habt eine ungefähre Vorstellung von dem, was hier bis vor kurzem abgegangen ist. Aber aus jedem ´68 wird irgendwann ein ´69 und schließlich ein ´70 und so war’s auch mit unserem kleinen Lovefest irgendwann vorbei. Eileen hat am 20. Mai graduiert (ja, wir studieren auch ab und zu, manche von uns sogar erfolgreich) und danach haben wir die Lisa leider nicht mehr länger in New Orleans und weg von ihrem Herzblatt in Pennsylvania halten können. Soll heißen: die erste der viel zu vielen Verabschiedungen stand an. Eine von Lisas vielen angenehmen Eigenschaften ist aber ihre österreichische Staatsbürgerschaft, was ein Wiedersehen erfreulich weit in den Bereich des Möglichen rückt. Als Vollblutlatina teilt Eileen diese Eigenschaft leider nicht mit Lisa, sie kehrt nach Ecuador zurück, was, wie bis auf ein paar geografische Blumenpflücker da draußen jeder wissen dürfte, nicht direkt in der Schengen-Zone liegt. 

Nicht mal ungefähr.

Ein Roadtrip im Sommer ist der Strohhalm an den wir uns derzeit klammern. Und als kleine Lesegebühr (hättet ihr mal besser das Kleingedruckte im ersten Eintrag gelesen), will ich zwei gedrückte Daumen von jedem von euch, auf dass sie Geld, Zeit und Visum für die Europareise im August auftreibt. Ist ja wohl das Mindeste. Die Verabschiedung von ihr und Tito (unser indischer Strahlemann, der im Herbst geilerweise für zwei Semester nach Österreich kommt - Leute, freut euch drauf, den werdet ihr lieben!) war Nummer zwei auf einer Liste, die ich zu diesem Zeitpunkt schon liebend gern gegen eine Ganzkörperenthaarung eingetauscht hätte. Aber es geht ja noch weiter (und zwar noch ein ganzes Weilchen, ihr könnt schon mal Kaffee aufsetzen).

Ihr erinnert euch an Australiens begehrtesten Exportartikel Tom und sein internationales Jambalaya von Ehefrau Gini? Die beiden Weltenbummler waren in New Orleans um ihre Lieblingslisa zu besuchen. Und ganz offensichtlich um die Tasche mit ihren Pässen, Geburts- und Heiratsurkunde sowie ein paar hundert Euro an Notfallbargeld zu verlieren (so oder so ähnlich lautet Ginis Karmatheorie: um die schönen Momente im Leben schätzen zu können, muss man kämpfen. Ihr Kampf bestand nun darin, eine Woche vor geplantem Abflug nach Nicaragua ihre Ersatzpässe zu bekommen. Ring frei!). Ich will ja nicht zu viel vorwegnehmen, aber im Laufe ihrer Bemühungen haben sie dann schlussendlich – Spoiler Alert! – entdeckt, dass ihnen New Orleans ganz gewaltig auf die (excuse my French) Nüsse geht. Völlig frei von australischen Botschaften, dafür aber anscheinend bis über beide Ohren angefüllt mit dreckigen Dieben, die nicht mal den Anstand besitzen wenigstens die Pässe zurückzugeben, hat die Stadt ihnen aber auch wirklich nicht ihre Schokoladenseite gezeigt. 

Nicht im Bild: New Orleans' Schokoladenseite.

Falls du das liest, New Orleans: ich hab dich trotzdem noch lieb. Aber weiter im Text, warum erzähl ich das alles? Nun, die nächste australische Botschaft befindet sich sieben Stunden entfernt in Atlanta, Georgia, und Teufel noch eins, wenn das nicht „Roadtrip“ schreit, will ich nicht mehr Tobias King Of The Road Auböck heißen (hab ich euch je erzählt wie einfach man hier seinen Namen ändern lassen kann? True Story!). And „Roadtrip“ it did scream, also „flux“ (don’t get me started) meine ganze Einrichtung auf Craigslist verscherbelt, die Holländer mit den Schlüsseln, dem Engländer und zwei Hosen und einem T-Shirt von mir (wo sollte das Zeug sonst sein?!) zurückgelassen, den nächsten Baum umarmt und ab ging’s nach Atlanta!

Braucht jemand ein Luftbett?

Sieben Stunden und einen dramatischen fliegenden Fahrerwechseln in Rekordgeschwindigkeit später (hab ich erwähnt, dass Tom auch um seinen Führerschein erleichtert wurde? Kommt weniger gut, wenn man von der Polizei verfolgt wird.) sind wir dann in Atlanta angekommen. So ausgeruht wie drei Leute plus Hund nach vier Stunden „Schlaf“ in einem Auto nur sein können, haben wir Tags darauf die Embassies gerockt und Geologen rätseln heut noch über die zwei großen Steine, die seit dem vor den jeweiligen Botschaften herumliegen. Der Rest von unserem Atlantaaufenthalt war spektakulär unspektakulär. Trotz durchgehender Nüchternheit erinnere ich mich eigentlich nur mehr an eine Unzahl von Polizisten die damit beschäftigt waren die Unzahl von Drogendealern zu ignorieren. Nachdem sich unser Bedarf an Polizei und Drogen zu dem Zeitpunkt wie auch sonst so oft in überschaubaren Grenzen hielt, haben wir beschlossen Atlanta fürs erste Atlanta sein zu lassen und den Ort zu besuchen, den ich seit meiner Abreise so sträflich vernachlässigt habe: Mother Nature. Mit einer perfekten Mischung aus Zelt, Grillkohle und fantastischer Laune ausgestattet, haben wir uns also den nächsten Campingplatz gekrallt. Dort hab ich nach viel zu langer Zeit endlich wieder in einen See springen können.

Ich bin nicht der beste Hundeflüsterer, aber ich könnt schwören
zu diesem Zeitpunkt hat er uns die Kretze an den Hals gewünscht.

Die nächsten zwei Tage haben wir bei Zach, einem Freund von Gini, in der Nähe von Nashville verbracht. Und Herschafften, wir haben gelebt wie Gott in Frankreich (falls Gott in Frankreich ein Trampolin, einen Streichelzoo, zwei Spitzenmusiker zur Abendunterhaltung und angenehm wenig Kontakt zu diesem kulturell akzeptierten Zungenbrecher namens „Französisch“ gehabt hat). Irgendwann zwischen Trampolin und Glückseligkeit hat mich dann ein weiterer Geistesblitz niedergestreckt: Tante! Dazu braucht’s vermutlich ein bisschen Kontext: treue Blogleser wissen, dass ich vor nicht all zu langer Zeit meinen Cousin Ben in New York besucht hab. Schlaue treue Blogleser leiten davon einen ganzen Verwandtschaftszweig in der neuen Welt ab. Und sie haben recht. Also hab ich mich aufgerappelt, die letzten kleinen Flämmchen und verkohlte Asche abgeklopft und mein Tantchen angerufen. Die hat mir prompt einen Flug organisiert und somit war im Handumdrehen auch meine letzte Woche in den Staaten verplant. Ich bin mir ziemlich sicher, dass selbst Gott einmal Frankreich verlassen hat und so haben wir es ihr gleich getan, Zach zu seiner wohlverdienten garantierten Zukunft als Rockstar gratuliert und ihm Lebewohl gewünscht. 

Jeder, der diesen Haufen dirigieren kann, 
muss ein Rockstar sein.

Wieder einmal wurde geroadtrippt, diesmal zurück nach Atlanta um die bestellten Pässe abzuholen. In unserer Abwesenheit hat sich Atlanta aber überraschend wenig verändert, also haben wir uns erneut in die Büsche geschlagen. Das heißt, wir haben es versucht. Rechnet mal nach, welches Datum wir mittlerweile geschrieben haben, ich werd mich in der Zwischenzeit abkühlen.

Erfrischend.

Richtig, es war Memorialdayweekend. Freier Campingplatz? Pustekuchen. Aber so was beeindruckt unsere Persönlichkeitsbombe Gini nur entfernt, sie hat einfach den nächstbesten Typen gefragt, ob wir in seinem Garten campen dürfen. Streicht das, sie hat den nächstbesten Typen mit Villa, eigenem See und Billardkeller gefragt, because that’s how we roll, bitches. Dort haben wir dann unser letztes Wochenende gemeinsam verbracht. Einmal wurden der Hund und ich für zwei "Peace, Brothers & Sisters!" aus dem Zelt ans Lagerfeuer verbannt, abgesehen davon war die Zeit dort herrlich, aber ereignisarm. 

Die Flasche Whiskey hat er sich verdient.

Am Sonntag haben wir Atlanta noch eine Chance gegeben (aller guten Dinge sind bekanntlich drei) und haben gecheckt ob der örtliche Flughafen mehr als die Stadt zu bieten hat. Nö, hat er nicht, riesig aber seelenlos. Das hat uns so gefrustet, dass ich mich in's nächste Flugzeug nach New Paltz gesetzt hab, während die beiden sich auf den Weg nach Nicaragua gemacht haben (story altered for effect). Aller guten Dinge sind drei?! Das gilt für Atlanta genauso wenig wie für Verabschiedungen. 

Ok, ich also im Flugzeug, auf dem Weg zu meiner Tante in New Platz, dort befind ich mich jetzt gerade. Der Level of Awesomeness von ihrem Haus befindet sich irgendwo zwischen gemütlichem Hexenhäuschen mitten im Wald und Garten Eden, nur mit Pool und Jacuzzi. Ja, hier lässt sich’s leben. Mit Ben hab ich erneut NYC unsicher gemacht und Alex (mein zweiter Cousin, eine fantastische Mischung aus absolut durchgeknallt und total liebenswert) hat mich auf eine nächtliche Tour durch die Stadt eingeladen. Der Abend mit Alex lässt sich relativ akkurat zusammenfassen: 

Ich weiß nicht, wer Melissa ist.

Und so verbring ich also meine letzten Tage in den Staaten. Ich weiß nicht ob noch genügend Aufregendes passiert um einen weiteren Eintrag zu rechtfertigen (speziell nach dieser Mammutausgabe) aber ich rate euch mal die nächste Zeit die Innsbrucker Unitzeitschrift oder eventuell sogar die Salzburger Nachrichten zu durchstöbern. Mit ein bisschen Glück findet ihr da vielleicht was von mir, wer weiß?

Bis dahin möchte ich euch allen fürs Lesen danken, es hat mir mehr Spaß gemacht als ihr euch je vorstellen könnt. Ich hoff auch euch hat’s gefallen und ich hab den ein oder anderen mal zum Grinsen gebracht oder vielleicht sogar jemanden ein Auslandssemester schmackhaft machen können. Macht’s gut und vergesst nicht aufs Daumendrücken! Über ein paar Kommentare würd ich mich auch freuen. Verdammt, das klingt ja schon wieder nach Abschied!

Wem sagst du das ...

2 comments:

  1. Lieber Tobi, mir hast du mehr als nur einmal und zwar nicht nur einen Grinser sondern einen Schüttel-Lach-Anfall verpasst, der mich jedesmal wieder (obwohl ich WUSSTE dass ich allein im zimmer war) dazu gebracht hat mich im raum umzusehen ob mich auch wirklich keiner beobachtet. :) Danke! Und ich seh dich in Innsbrooklyn. Anita

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  2. soso, es pennen lei george und leon bei uns, leicht untertrieben, meinst ned, werter roomie ;)

    dafür hab ich mir aber scans von deinen reportagen in den obengenanten presseerzeugnissen verdient, meinst ned :P

    bei mir geht das semester heute wieder los, genieß du noch deine zeit.

    let the good times role, baby!

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