Sunday, April 10, 2011

New Orleans, Woche XIII

Na toll, ich stehe vor einer Zwickmühle. Die letzten zwei Wochen waren relativ ereignisreich, allerdings ist der Großteil davon für die breite Masse da draußen nicht wirklich interessant, oder aber interessanter als meinem Ruf in der Öffentlichkeit zuträglich ist. Tja, wie umgehe ich jetzt dieses Problem? Ich werde einfach Sachen auslassen oder verändern und zusätzlich noch die Reihenfolge ein bisschen durcheinander würfeln. Leute, das wird mein David Lynch Eintrag. Dazu passend: es handelt sich um die 13. (in Worten: dreizehnte!) Woche. Ihr seid angenehm verwirrt? Gut so, das wird sich auch nicht mehr ändern.

Und beginnen möchte ich gerne mit: Farben. Jawohl, Farben. Gute Güte, die letzten Wochen hier waren derart farbenfroh, um die ein oder andere Epilepsiewarnung wäre man direkt dankbar gewesen. Die Leute hier in New Orleans treiben’s offensichtlich gerne bunt, denn in den letzten vierzehn Tagen war ich auf nicht weniger als zwei Farbenfestivals. Ich weiß ja nicht wie’s euch geht, aber für mich sind das mehr als in den letzten 23 (ruhig Blut, dazu komm ich noch) Jahren zusammen. Und wenn die hier „colourful“ sagen, meinen sie es auch. 

Auch wenn sie wahrscheinlich eher „colorful“ sagen.

Das erste von den beiden war am 2. April, an einem Samstag. An einem Samstag – und soviel kann ich schon mal vorweg nehmen – an dem sonst überhaupt nichts Aufregendes passiert ist. Keine Party bei uns daheim, es ist nichts kaputt gegangen, keine Sach- oder Personenschäden und auch keinen zwielichtigen Besuche in dubiosen Bars im Herzen dunklen Vortex der Bourbonstreet. Nichts von all dem. Wo war ich? Achja, Holi Festival. Das war nämlich der Name des ersten Farbenfestes. Von der Uni veranstaltet und für Studenten gratis, haben sie den Campus in ein knallbuntes Schlaraffenland verwandelt. Holi ist indisch, dementsprechend indisch war Speis, Trank und Tanz. Mir hat’s gefallen, sehr sogar. Der Sauerei-Level war dabei durchwegs angenehm hoch weil meistens auf „Vollgas“ gestellt: zuerst nasse Farbe zum Beschmieren, dann Farbpulver, das noch den letzten Rest Sauberkeit aus der Kleidung verbannt hat und als krönenden Abschluss gab’s ein Wasserbad. Das alles, ohne sich zwischenzeitlich Um- oder auszuziehen, versteht sich. Wär ja langweilig. Es ist jedenfalls schön zusehen wie ausgelassen und lustig ein Fest sein kann, das (wie natürlich auch der Rest des Samstags) völlig ohne Alkohol auskommt.

Ganz so jungfräulich unschuldig ging’s beim zweiten Farbenfestival eine Woche später nicht mehr zu. Ob ihr es glaubt oder nicht, ich war auf einem Rave. Das Ding hieß Dayglow und war kleidungstechnisch eine All White Party. Erfrischenderweise aber nicht um zu prollen, sondern um am Ende so auszusehen:

Bunt. Sag ich ja.

Alles was zwischen weiß anziehen und knallbunt ausziehen passiert ist, war verdammt lustig, auch wenn wir – völlig gegen den Strom schwimmend – nüchtern und drogenfrei waren. Nettes Detail am Rande: habt ihr euch schon mal Gedanken um den Ausdruck "bis der Schweiß von der Decke tropft" gemacht? Funfact: das ist keine Figure of Speech .. Nichtsdestotrotz, Bunt gegen Alltag 2:0. Fein. Diese ganzen Farben machen jedenfalls Lust auf mehr und weil uns lebende, moderne Kunst irgendwie zu vergänglich war, haben wir uns auf die Suche nach etwas haltbarerem aber nicht minder modernen gemacht. Sprich: Streetart. Die findet man hier zwar nicht an jeder Ecke, aber über zwei Schmankerln sind wir dann doch gestolpert: 

Ein echter Banksy. Unwissende googlen.

Die coolste Wand in New Orleans.

Dementsprechend elitär haben wir uns dann auch gefühlt. Also haben wir uns gedacht wir lassen Pöbel einmal Pöbel sein und gehen ordentlich standesgemäß essen um aufs Bildungsbürgertum anzustoßen. Mit einem 100$ Gutschein von meiner Tante (die ihren Besuch unfreiwilligerweise verschieben musste) haben wir also „The Court of Two Sisters“ gestürmt. Wortgewandt und eloquent wie ich nun mal bin, habe ich auch die Weinprobe souverän gemeistert („Weißwein. Eindeutig Weißwein, das kenn ich sofort.“). Das Essen danach war gut, steht aber für mich nach wie vor in keiner Relation zu den 200$, die wir schlussendlich zu dritt gezahlt haben. Aber das ist wohl einfach nicht meine Welt. Da hab ich’s lieber billiger, weniger förmlich und gemütlicher. Wie damals im Mex in Mondsee. Die Enchiladas dort – echt ein Traum. Schade, dass sie zumachen mussten. Hängen viele Erinnerungen dran. Einmal zum Beispiel … [die folgenden Zeilen wurden aus Irrelevanz gekürzt. - die Redaktion]

… aber ich hab ihm dann einen Tequila gezahlt, und dann war auch alles wieder gut. Apropos Essen: was wären die Staaten ohne Hotdogwettesswettbewerbe? Unsere Münchner Weiswurstwalze Manu hat sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen und seine achtzig Kilo Kampfgewicht ohne zu zögern ins Rennen um die begehrten Nacho Mama’s Gutscheine geworfen. Schlussendlich ist es der zweite Platz geworden – er hat sich aber auch nur einem waren Goliath geschlagen geben müssen, der sogar bei der Preisverleihung noch munter weiter gemampft hat. Reife Leistung jedenfalls, ich gratuliere an dieser Stelle. Hier ein paar bewegte Bilder vom wahrscheinlich erotischsten Wettbewerb seit Sumoringen:

Der Gewinner ist der gelockte Riese am Ende des Tisches.

Hm, was noch? Achja, Geburtstag hab ich ja auch gehabt. Aber das (und jetzt kommt eine popkulturelle Kopfnuss) ist eine andere Geschichte. Nur soviel: Trunkenheit gibt mir (im Vergleich zu früheren Examen) +8 auf World War II Wissen. Just another lesson learned ..

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