Sunday, April 24, 2011

New Orleans/Pensacola Beach, Woche XV

Amigos und Amiginnen! Herzlich Willkommen im mittlerweile achten Teil meiner New Orleans-Auslandssemester-Berichterstattung! Circa sieben Meilen von hier tobt grad ein Kampf zwischen den New Orleans Hornets und den Los Angeles Lakers um .. was auch immer, aber ich sitze hier um euch von den wunderschönen letzten zwei Wochen zu berichten. Wenn das nicht Hingabe ist, dann weiß ich auch nicht weiter. Wie auch immer, Zeit ist Geld und Geld ist grün (zumindest hier) also ran an den Speck.

Gras ist nämlich auch grün (so viel zur Überleitung) und Gras wächst auf der Wiese, unter der sich meistens Erde befindet. Und wenn man dort ein Loch rein gräbt, es mit Wasser füllt und drüber ein Volleyballnetz spannt, was hat man dann? Richtig, eine gewaltige Sauerei. Und dazu noch die besten Vorraussetzungen für eine anständige Partie Swamp Ball!

Sonne, Schlamm und Volleyball. Was kann man daran nicht mögen?

So simpel die Idee, so fantastisch die Umsetzung. Hab selten so viel Spaß bei einem Volleyballspiel gehabt! Das lag natürlich zu einem großen Teil an unserem once-in-a-lifetime Team: Charlotte (Deutschland), Eileen (Ecuador), George (England), Leon (Holland), Manu und Michi (beide Deutschland) und ich, der Quotenösterreicher. Habt ihr bemerkt wie geil international das Team ist? Und das obwohl unser Lieblingsinder Tito kurzfristig abgesagt hat. Mir ist diese Besonderheit natürlich gleich ins Auge gesprungen und dank meiner offensichtlichen geistigen Über-Power bin ich dann auch gleich auf den genialen (geradezu grenzgenialen!) Mörderteamnamen International Basterds gekommen. Echt, manchmal überrasch ich mich selbst noch. Kann mir mal jemand auf die Schulter klopfen? Niemand? Banausen. Egal, das wars nämlich auch leider schon wieder mit Über-Power. Das erste Spiel gegen die Gravediggers lief eher – wie umschreib ich das am besten … 

... mittelmäßig.

Egal, von so was Lächerlichem wie einer knappen (!) Niederlage lassen wir uns doch nicht den Nachmittag verderben. Und schon gar nicht wenn der Nachmittag zu den besten seit der Erfindung von Samstagnachmittagen zählt, wie ich anmerken möchte. Bis oben hin angefüllt mit Hotdogs, Sonne und massenweise guter Laune haben wir uns also ins nächste Match gestürzt. Und Jung Junge, haben wir den Chemieclub vernichtet, ich hab fast Mitleid bekommen. Aber nur fast, im ersten Moment war ich damit beschäftigt sie hämisch auszulachen und mich mit den Basterds zu freuen, als hätten wir gerade das Turnier eingesackt. 

Go Basterds!

Wie es sich für einen anständigen Samstagnachmittag-from-Paradise gehört gabs dann noch gratis Crawfish bei den Privateers und einen unglaublich lustigen und gemütlichen Abendausklang bei uns in Lake Terrace. Reife Leistung, Karma!

Die Woche war dann relativ ereignislos und von Paperschreiben geprägt, bis dann ein netter kleiner Flyer ins Haus geflattert ist: Set the Controls (Pink Floyd Cover Band) at the Hangar! Ich als alter Pink Floyd Hase merke natürlich wenn mir das Schicksal mit einem Zaunpfahl eins über die Rübe zieht, also Tickets gekauft und nix wie hin. Das Konzert war in einer eher … fragwürdigen Gegend und es sind mehr Leute on- wie offstage gestanden, aber der Gig war trotzdem sehr, sehr geil. Man mag sich zwar fragen warum sich die Band Set the Controls nennt, wenn dann das früheste Lied Echoes war (das zweitbeste Lied auf Erden), aber ich will hier nicht kleinlich sein. Wie sehr uns die Band zweieinhalb Stunden lang trotz mickriger Crowd in andere Sphären geschossen hat war nämlich echt bewundernswert. Set the Controls – immer wieder gerne!

Das alles war Donnerstagabend und war das schon geil, ging es von da an nur mehr bergauf. Am Freitagmorgen war nämlich unser – Trommelwirbel – Trip nach Pensacola Beach in Florida angesetzt! Ich bin um vier in der Früh ins Bett und um acht von meinem Wecker unsanft geweckt worden (Kennern meines Schlafrhythmus werden die Ungereimtheiten auffallen). Der Gedanke an Sommer, Sonne, Sonnenschein hilft aber ganz gut beim Kickstarten und kurz darauf waren wir schon auf unserem vierstündigen Roadtrip nach Pensacola. Was dort alles abgegangen ist, seht ihr euch am besten im Video an, nur so viel:

- sechs Leute in einem Zweierzimmer bringen eine Menge Laune
- es ist schwierig um zwei in der Früh eine Bank in Ecuador zu erreichen um die Kreditkarte zu sperren
- Strandzelte sollten nur mit Gebrauchsanweisung verkauft werden
- einen Club am Strand mit Volleyballplatz auszustatten ist eine verdammt gute Idee
- Leute einzugraben macht Spaß
- Wellen sind manchmal stärker als Badehosen
- Mädels stehen auf Titos Hintern

Das alles und mehr hier im Video:

Tobi gegen EMI - 2:1. Es kann nie schaden eine Band im Freundeskreis zu haben.

Und als wär das alles noch nicht genug, kommt auch noch mit leichter Verspätung, dafür völlig unerwartet, eins der genialsten Geburtstagsgeschenk überhaupt an. Ein Päckchen voll Spiel, Spaß und Spannung (und Schokolade!) das sich gewaschen hat. Absolutes Highlight ist natürlich das hier: 

Project Mayham, Innsbruck Style.

Damit bin ich meinen Freunden in Innsbruck seit meiner Ankunft dort in den Ohren gelegen, und jetzt haben sie es offensichtlich durchgezogen. Ein bisschen neidisch, aber voller Stolz, möcht ich hier nochmal allen Spaßvögeln danken, die dem alten GeiWi Turm ein Lächeln auf die Fassade gezaubert haben. Muchas muchas Gracias!

So, genug gequasselt für heute. Meine Laune geht grad angenehm durch die Decke, deshalb verabschiede ich mich hiermit und wünsch ich euch allen fantastische Ostern und eine ordentliche Portion Frühlingsgefühle! 

Manchmal bin ich so gut drauf, es ist direkt widerlich.

Sunday, April 10, 2011

New Orleans, Woche XIII

Na toll, ich stehe vor einer Zwickmühle. Die letzten zwei Wochen waren relativ ereignisreich, allerdings ist der Großteil davon für die breite Masse da draußen nicht wirklich interessant, oder aber interessanter als meinem Ruf in der Öffentlichkeit zuträglich ist. Tja, wie umgehe ich jetzt dieses Problem? Ich werde einfach Sachen auslassen oder verändern und zusätzlich noch die Reihenfolge ein bisschen durcheinander würfeln. Leute, das wird mein David Lynch Eintrag. Dazu passend: es handelt sich um die 13. (in Worten: dreizehnte!) Woche. Ihr seid angenehm verwirrt? Gut so, das wird sich auch nicht mehr ändern.

Und beginnen möchte ich gerne mit: Farben. Jawohl, Farben. Gute Güte, die letzten Wochen hier waren derart farbenfroh, um die ein oder andere Epilepsiewarnung wäre man direkt dankbar gewesen. Die Leute hier in New Orleans treiben’s offensichtlich gerne bunt, denn in den letzten vierzehn Tagen war ich auf nicht weniger als zwei Farbenfestivals. Ich weiß ja nicht wie’s euch geht, aber für mich sind das mehr als in den letzten 23 (ruhig Blut, dazu komm ich noch) Jahren zusammen. Und wenn die hier „colourful“ sagen, meinen sie es auch. 

Auch wenn sie wahrscheinlich eher „colorful“ sagen.

Das erste von den beiden war am 2. April, an einem Samstag. An einem Samstag – und soviel kann ich schon mal vorweg nehmen – an dem sonst überhaupt nichts Aufregendes passiert ist. Keine Party bei uns daheim, es ist nichts kaputt gegangen, keine Sach- oder Personenschäden und auch keinen zwielichtigen Besuche in dubiosen Bars im Herzen dunklen Vortex der Bourbonstreet. Nichts von all dem. Wo war ich? Achja, Holi Festival. Das war nämlich der Name des ersten Farbenfestes. Von der Uni veranstaltet und für Studenten gratis, haben sie den Campus in ein knallbuntes Schlaraffenland verwandelt. Holi ist indisch, dementsprechend indisch war Speis, Trank und Tanz. Mir hat’s gefallen, sehr sogar. Der Sauerei-Level war dabei durchwegs angenehm hoch weil meistens auf „Vollgas“ gestellt: zuerst nasse Farbe zum Beschmieren, dann Farbpulver, das noch den letzten Rest Sauberkeit aus der Kleidung verbannt hat und als krönenden Abschluss gab’s ein Wasserbad. Das alles, ohne sich zwischenzeitlich Um- oder auszuziehen, versteht sich. Wär ja langweilig. Es ist jedenfalls schön zusehen wie ausgelassen und lustig ein Fest sein kann, das (wie natürlich auch der Rest des Samstags) völlig ohne Alkohol auskommt.

Ganz so jungfräulich unschuldig ging’s beim zweiten Farbenfestival eine Woche später nicht mehr zu. Ob ihr es glaubt oder nicht, ich war auf einem Rave. Das Ding hieß Dayglow und war kleidungstechnisch eine All White Party. Erfrischenderweise aber nicht um zu prollen, sondern um am Ende so auszusehen:

Bunt. Sag ich ja.

Alles was zwischen weiß anziehen und knallbunt ausziehen passiert ist, war verdammt lustig, auch wenn wir – völlig gegen den Strom schwimmend – nüchtern und drogenfrei waren. Nettes Detail am Rande: habt ihr euch schon mal Gedanken um den Ausdruck "bis der Schweiß von der Decke tropft" gemacht? Funfact: das ist keine Figure of Speech .. Nichtsdestotrotz, Bunt gegen Alltag 2:0. Fein. Diese ganzen Farben machen jedenfalls Lust auf mehr und weil uns lebende, moderne Kunst irgendwie zu vergänglich war, haben wir uns auf die Suche nach etwas haltbarerem aber nicht minder modernen gemacht. Sprich: Streetart. Die findet man hier zwar nicht an jeder Ecke, aber über zwei Schmankerln sind wir dann doch gestolpert: 

Ein echter Banksy. Unwissende googlen.

Die coolste Wand in New Orleans.

Dementsprechend elitär haben wir uns dann auch gefühlt. Also haben wir uns gedacht wir lassen Pöbel einmal Pöbel sein und gehen ordentlich standesgemäß essen um aufs Bildungsbürgertum anzustoßen. Mit einem 100$ Gutschein von meiner Tante (die ihren Besuch unfreiwilligerweise verschieben musste) haben wir also „The Court of Two Sisters“ gestürmt. Wortgewandt und eloquent wie ich nun mal bin, habe ich auch die Weinprobe souverän gemeistert („Weißwein. Eindeutig Weißwein, das kenn ich sofort.“). Das Essen danach war gut, steht aber für mich nach wie vor in keiner Relation zu den 200$, die wir schlussendlich zu dritt gezahlt haben. Aber das ist wohl einfach nicht meine Welt. Da hab ich’s lieber billiger, weniger förmlich und gemütlicher. Wie damals im Mex in Mondsee. Die Enchiladas dort – echt ein Traum. Schade, dass sie zumachen mussten. Hängen viele Erinnerungen dran. Einmal zum Beispiel … [die folgenden Zeilen wurden aus Irrelevanz gekürzt. - die Redaktion]

… aber ich hab ihm dann einen Tequila gezahlt, und dann war auch alles wieder gut. Apropos Essen: was wären die Staaten ohne Hotdogwettesswettbewerbe? Unsere Münchner Weiswurstwalze Manu hat sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen und seine achtzig Kilo Kampfgewicht ohne zu zögern ins Rennen um die begehrten Nacho Mama’s Gutscheine geworfen. Schlussendlich ist es der zweite Platz geworden – er hat sich aber auch nur einem waren Goliath geschlagen geben müssen, der sogar bei der Preisverleihung noch munter weiter gemampft hat. Reife Leistung jedenfalls, ich gratuliere an dieser Stelle. Hier ein paar bewegte Bilder vom wahrscheinlich erotischsten Wettbewerb seit Sumoringen:

Der Gewinner ist der gelockte Riese am Ende des Tisches.

Hm, was noch? Achja, Geburtstag hab ich ja auch gehabt. Aber das (und jetzt kommt eine popkulturelle Kopfnuss) ist eine andere Geschichte. Nur soviel: Trunkenheit gibt mir (im Vergleich zu früheren Examen) +8 auf World War II Wissen. Just another lesson learned ..

Sunday, March 27, 2011

New Orleans/New York, Woche XI

Ein Gedicht:

Die Zeit vergeht, die Zeit verrinnt,
Es bleibt nicht viel, doch hier geschwind,
Schreib ich noch auf, ganz schnell, was war -
Damit ihr seht und hört und fühlt
Und es euch in die Ferne zieht
Im Idealfall sogar gleich hier her
Nach New Orleans, zur Stadt am Meer.

„Ja was macht denn dieser größenwahnsinnige Irre?“, hör ich euch fragen, „Glaubt der, er kann dichten?!“ Und ich sage euch (passt auf, jetzt kommt’s): meine Rede, meine Schreibe, meine Bilder, meine Texte, meine Seite, meine Regeln, mein Blog. 

Paddum Tusch.

Schaut nicht so entsetzt, ich hör ja schon auf damit. Mit dieser Punchline vom anderen Stern beginne und beende ich meine Karriere als Rapper und begrabe sie auch gleich im Hinterhof der guten Musik, versprochen. So, jetzt aber raus mit Krawatte und Monokel, es beginnt gepflegt informative Unterhaltung mit Anstand und Niveau. Hab ja schließlich Bildungsauftrag. Und so, meine Lieben, lade ich euch auf einen Locationwechsel ein. Raus aus den verranzten Vorstadtvierteln von Berlin, rein in die Großgroßstadt. In die Mutter aller Großstädte quasi, in die Großstadt zu der kleinere Großstädte petzen gehen wenn die Suburbs mal wieder keine Ruhe geben. Meine Damen und Herren, ich war in New York, New York.

Dass ich es überhaupt dorthin geschafft hab, grenzt ja sowieso an ein Wunder. Flug zu spät gebucht, Hotel viel zu spät gebucht (somit hatte ich die „Auswahl“ zwischen einem billigen Hostel in Brooklyn – ich zitier mal die Review: „Bathrooms worse than in a Nicaraguan prison“ – und einem Hotelzimmer in Chinatown, allerdings mit höherer Preisklasse. Bin ja kein Experte für Gefängnisse in Nicaragua, aber es sind bestimmt nicht die besten. Logische Schlussfolgerung: Ni Hao, Chinatown!) und am Tag vor meinem Abflug war auch noch St. Patrick’s Day. All dieser widrigen Umstände zum Trotz bin ich dann am Freitag um dreiviertel sechs in der Früh (somit genau eine Stunde vor Abflug) vorm Gate gesessen.

5.45 Uhr, das Unglück nimmt seinen Lauf.

„Prima“, hab ich mir gedacht, „da geht sich noch ein Nickerchen aus.“ Wahnsinnig listig. Um dreiviertel Sieben bin ich dann aufgewacht, gerade noch rechtzeitig um meinem Flieger hinterher zu winken. Naja, wenigstens kann ich den Flug auf die Liste meiner Flüge schreiben, die auf die Minute pünktlich abgehoben sind (neuer Stand: 1). Meinen Handywecker verfluchend bin ich dann zurück zum Schalter geschlurft und hab der netten Dame dort mein Leid geschildert. Die dürften es aber wohl öfters mit Bananen wie mir zu tun haben, denn getreu ihrer Airline Policy hat sie mir einfach gratis ein Ticket für einen NYC Flug zwei Stunden später ausgestellt, worauf ich sie vom Fleck weg heiraten wollte*. Hab aber keinen Ring dabeigehabt und somit hab ich es bei Glücks- und Segensüberhäufungen für sie und ihren Stammbaum belassen. Meine Heldin. Keine dreieinhalb Stunden später sind wir dann auch schon abgehoben. Start spreading the news …

Ich mag Fliegen.

In Manhattan angekommen, hab ich mich gleich aufgemacht um die Anschi, eine Freundin aus HAK Zeiten, zu treffen. Sie studiert in Wien, ich in Innsbruck, und wenn man es in drei Jahren nicht schafft sich daheim in Salzburg zu treffen, muss man das eben ich NYC machen, logisch. Hoffnungslos verspätet bin ich dann zum klassischen Treffpunkt beim Centralpark gekommen. Aber nachdem die beiden Mädels (eine Freundin von der Anschi war auch dabei) das beste Rezept gegen meine Unpünktlichkeit gefunden haben (eine Prise Warten™), hab ich sie dort sogar getroffen. Ach, war das schön.

Nicht der Central Park, aber trotzdem wir drei. 

Wir haben dann drei Tage lang mehr oder weniger klassisches Touriprogramm gehabt (Central Park, Museum, Rockefeller Center, Brooklyn Bridge, Hardrock Café und Unsummen an Geld ausgeben), das absolute Highlight war aber der Comedy Club gleich am ersten Tag. Leute, zieht euch das rein:

Hab nicht durchgehend gefilmt, das ist also keineswegs ein
Best Of. Anschaubefehl gibt's trotzdem.

Danach ging’s erst mal Richtung Hotel. Das wär auch eigentlich für Rucksackreisende perfekt gewesen: sauber, das Notwendigste da, vierundzwanzig Stunden offen, absolut kein überflüssiger Luxus (die "Zimmer" waren 1,5x2,5m groß), aber halt für das Gebotene mit knapp 40$/Nacht ein bisschen zu teuer. Das dürfte wohl aber der Preis für Privatsphäre sein.

Am Sonntag hab ich dann noch meinen Cousin getroffen. Hab ihn zuvor das letzte Mal gesehen, wie ich vor elf Jahren meine Tante in New York (Upstate) besucht hab. 

Unglaublich, was elf Jahre so
anrichten können …

War jedenfalls ziemlich cool ihn wieder zu sehen. Haben uns dann zwar verquatscht und so hab ich am Sonntag von New York nix mehr mitbekommen. Das war aber auch egal, wichtig war mir ohnehin nur die Anschi und den Ben zu sehen. Check und Check, würd ich mal sagen.

Was soll man zu New York selbst noch sagen? Es ist einfach überwältigend, Punkt. Riesig groß, in alle Richtungen, und man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich weiß nicht ob ich dort leben wollen würd, aber die Stadt mal über einen Zeitraum von ein paar Monaten kennen zu lernen, wär schon sehr interessant.

Am Sonntag um fünf war der Spuk jedenfalls schon wieder vorbei und ich hab mich auf die Socken gemacht um zurück zum Flughafen zu kommen. Um eins in der Früh bin ich dann in meiner Wohnung in New Orleans angekommen und das war auch höchste Zeit. Hab zu diesem Zeitpunkt echt dringend mal Ruhe und Entspannung gebraucht; durch Mardi Gras, New York und der ganzen Midterm Exams bin ich echt ständig unter Strom gestanden und zu gar nix gekommen (sorry noch mal an dieser Stelle an all jenige, die eine halbe Ewigkeit auf Mails gewartet haben). Die Woche drauf war endlich einmal Durchatmen und Runterkommen angesagt. Und das geht am besten im Citypark. Also wieder mal neue Schläuche fürs Rad gekauft (die Verkäufer dort kennen mittlerweile deren Größe und Marke auswendig), ein paar Bücher und die Lisa eingepackt und zum besagten Park gefahren. 

So lässt sich's leben.

Zu recht viel mehr Entspannung bin ich aber nicht gekommen, jegliche Müdigkeits- und Erschöpfungsbekundigungen meinerseits ignorierend hat man mich dann am Abend schon wieder ins Taxi verfrachtet und ich hab mich auf dem Weg in die Innenstadt wiedergefunden. Schlaf und ich haben uns daraufhin einvernehmlich getrennt, das wird echt nix mehr mit uns.

Ui, und zum Abschluss noch kurz ein Update bezüglich der Sicherheit hier in New Orleans. Das hier hab ich neulich auf der Straße vor unserem Haus gefunden:


Ich schließe daraus, dass die Polizei das Verbrechen hier mit aller dafür nötigen Härte und Gewalt bekämpft. Gut so. Moment, es klopft an der Tür – ich seh mal kurz nach wer so spät am Abend noch was von uns will …

*ACHTUNG! Das ist nicht ernst gemeint. 

Tuesday, March 15, 2011

New Orleans, Woche IX

Hui, jetzt bin ich ja fast schon spät dran mit meiner zweiwöchentlichen New Orleans-Semester-Berichterstattung©. Aber was soll’s, Mardi Gras will ja auch erst mal verdaut werden. Und andauernde Pünktlichkeit veranlasst die Leute ohnehin nur dazu, so was ständig von mir zu verlangen – soweit kommt’s noch! Ich mag Unpünktlichkeit, die steht mir, so war ich schon immer. Muss ich wohl geerbt haben. Genug davon, ich präsentiere hiermit jedenfalls voller Stolz und Umschweife meine Special-Mittwochs-Ausgabe. Passt gut darauf auf, die hat bestimmt bald mal Sammlerwert. Na denn, viel Spaß!

Eben diesen hab' ich nämlich die letzten zwei Wochen auch gehabt. Hier in New Orleans hat echt der metaphorisch oft bemühte Bär gesteppt – heftig! Bevor ich mich allerdings dem Elefanten im Raum zuwende .. 


.. möchte ich die soeben gepushte Stimmung mit einer kleinen, traurigen Geschichte auch gleich wieder drücken. Ich wurde nämlich wieder einmal sitzen gelassen. So sind sie, die Frauen. Da überqueren sie zwei Kontinente und einen Ozean um einen zu besuchen (okok, Washington, New Orleans und ganz generell die Tatsache, dass es sich um das Austrian Student Program der Uni Innsbruck gehandelt hat, mögen auch eine Rolle gespielt haben, aber wen interessieren schon solche Kleinigkeiten? Ich versuche hier schließlich ein wenig Feenstaub zu verstreuen!) und kaum drei Wochen später fliegen sie schon wieder zurück. Ja, Maria, du darfst dich ruhig angesprochen fühlen – was für eine Frechheit! Aber diese klaffenden Lücken in meinem seelischen Befinden mal außen vor gelassen, war es herrlich die ASP Gruppe hier zu haben. Auch wenn die Maria sich erst gegen Ende ihres Aufenthalts getraut hat, mich ihrer Truppe vorzustellen. Mehr Zeit mit diesem feierwütigen Haufen hätte meine Leber aber vermutlich ohnehin nicht verkraftet .. Wie auch immer: danke Leute, danke Maria, schön war’s!

Auf ein baldiges Wiedersehen.

So, genug herumgesülzt, jetzt geht’s ans Eingemachte. Es folgt der Grund, warum ich die letzten zwei Wochen kaum zu Hause war und insgesamt gefühlte zweieinhalb Stunden Schlaf abbekommen hab. Der Grund, warum manche Einheimischen fluchtartig die Stadt verlassen, während Touristen kollektiv durchdrehen. Und vor allem ein weiterer Grund, warum New Orleans so verdammt geil ist. Meine Damen und Herren, werte Leserschaft: Mardi Gras! Dem ein oder anderen wird’s bekannt vorkommen, die Franzosen können es sogar übersetzen: Fetter Dienstag, in heimischen Gefilden auch Faschingsdienstag genannt. Unweigerlich ist alles hier die letzten Wochen darauf zugesteuert und am Tag X war es dann soweit. Bis dahin gab es ja schon fast jeden Tag Paraden (die auch – im Gegensatz zur ersten – richtig gut geworden sind) und mit Mardi Gras als Höhepunkt ist die Stadt dann schlicht und einfach abgehoben. Ein paar Leuten hab ich das in Mails schon beschrieben, aber hier noch mal für alle: Wahn. Sin(n). Die Leute hier sind so was von durch die Decke gegangen, ich persönlich hab das noch nie erlebt. Anders als in manchen Ländern greift man hier um zehn Uhr morgens nicht zum Knoppers, sondern pflichtbewusst zur Handgranade. 

Man muss schließlich tun, was der Mann im Flieger verlangt.

Um diese Uhrzeit gehen nämlich die Abschlussparaden los. Der Tag hat dann (bei mir zumindest) bis vier Uhr in der Früh gedauert. Dazwischen: Musik, Tanzen, Kostüme, keine Fotos, mehr, weniger, oder ganz nackte Menschen, Chaos und tonnenweise Beads (Plastikperlenketten auf die hier jeder ganz scharf ist). Zuerst hat mich noch gewurmt, dass ich keine Kamera dabei gehabt hab, aber mir ist zum Glück rechtzeitig gedämmert wie dämlich es wäre zu versuchen das alles auf Fotos zu bannen. Folgerichtig gibt’s keine Bilder, dafür aber fantastische Erinnerungen, die ich mir aufs Regal über meinem geistigen Kamin stellen werde. Witzigerweise war die Bourbon Street im ganzen Chaos übrigens noch am „normalsten“.

So normal wie New Orleans Sündenpfuhl #1 nun mal sein kann.

Das liegt daran, dass hier fast nur unverkleidete, dafür aber um so betrunkenere Touristen herumflaniert sind. Um zu beschreiben was dagegen auf der Frenchmen Street abgegangen ist, fehlen selbst mir altem Phrasendrescher die Worte. Ein Versuch, in Impressionen: da wäre einmal der Diskosaurier. Eine Mischung aus Einkaufswagen, Soundsystem und Dinosaurierkostüm, mit der irgendein Typ einen ganzen Straßenzug unterhalten hat. Dem sind die Leute wie damals dem Rattenfänger hinterher getanzt, ich frag mich ob die irgendwannmal ans Mississippiufer gespült werden. Die Leute, die den lockenden Rufen des Diskosauriers widerstehen konnten, sind einfach einer der vielen Bands gefolgt, die ebenfalls durch die Straßen gezogen sind. Völlig unorganisiert sind so die Straßen geflutet worden, angeführt wurden diese Trupps manchmal eben von Bands, manchmal von ein paar Typen in einheitlicher Verkleidung (zum Beispiel Leuten in Särgen, die zu Fahrrädern umfunktioniert wurden) manchmal auch gar nicht. Immer der Musik nach. Ich hab nicht den blassesten Schimmer wie weit ich an diesem Tag herumgelaufen bin, aber meine Füße waren am nächsten Tag doch verdammt sauer auf mich. Die Armen. Eines meiner persönlichen Highlights war übrigens ein Typ mit einem Leguan auf dem Kopf. Den Leguan hab ich auch nur so lang für ausgestopft gehalten, bis er mich fragend angeschaut hat (der Leguan, nicht der Typ – der hat gelacht). Mann, ich liebe New Orleans. Wirklich.

Eines muss ich an dieser Stelle zu Mardi Gras übrigens noch loswerden: ich kann verstehen, dass für sehr religiöse Menschen die Bourbon Street wie Sodom und Gomorra vereint und upgedated wirken muss. Darum find ich es auch nicht schlimm, wenn sie hin und wieder (ok, andauernd) dort demonstrieren und Flugzettel à la „Jesus Loves You“ verteilen. Auch der gelegentliche Kreuzzug (kein Scheiß, die ziehen mit riesigem Holzkreuz durch die Bourbon Street) sei ihnen gegönnt. Aber was die dann teilweise für schwulenfeindliche, rassistische und ganz generell menschenverachtende Parolen abfeiern, ist echt grenzwertig. Wenn dann noch dazu ein fünfzehnjähriges Mädchen durchs Megafon brüllt, welche Bevölkerungsgruppen alle in der Hölle schmoren werden, finde ich das beunruhigender als alle anderen Sünden auf der Bourbon Street zusammen. Und das sind viele.

Wie dem auch sei, auch Mardi Gras war einmal zu Ende. Am Mittwoch wurde entkatert und am Donnerstag schon wieder fortgegangen. Krönender Abschluss der Woche war dann ein Reggae Konzert am Sonntag mit Lisa und ihrer besseren Hälfte (und das will was heißen) Mike. Inklusive strengem Rauchverbot, versteht sich.

Das dürfte aber nur so lange gegolten haben, bis diese Hinweise
von süßlich duftenden Nebelschwaden verdeckt wurden.

Das war's also für die zwei durchgemachtesten (in meinem Blog darf ich sehr wohl meine eigenen Wörter erfinden) Wochen bislang. Hab diesmal kein aktuell passendes Video gefunden, also gibt’s Archivaufnahmen. Von einem Eichhörnchen, das die Überreste von einem vermutlich geklauten Muffin frisst. Nicht mehr, aber werte Leserschaft, auch um kein Stück weniger. Und jetzt alle …

… MOOOIIII!!!

Monday, February 28, 2011

New Orleans, Woche VII (oder: Mann, wie schnell die Zeit vergeht)

Gleich vorweg an alle Wüstlinge, die hier nur die versprochenen nackten Frauen aus der Facebook Einladung suchen: Bazinga! Ihr solltet euch was schämen. Aber ihr dürft natürlich trotzdem bleiben, bin ja tolerant. Macht’s euch gemütlich, Tee steht auf dem Tisch, Kuchen ist noch genug da, genießt die Show. Bühne frei für Teil vier meiner New Orleans-Semester-Berichterstattung.

Angefangen hat Woche VI schonmal großartig mit einer weiteren Ausgeburt der amerikanischen Komerzhölle: Valentinstag. Strategisch geschickt an einem Montag platziert (wer genießt es nicht die Woche in schrillem Rosa zu beginnen?), ruft dieser Tag im Großteil der hiesigen Bevölkerung Frühlingsgefühle hervor, während so manch anderer gegen Brechreiz kämpft. Dazwischen gibt’s offensichtlich nix, keine Chance den Tag zu ignorieren. Auf welcher Seite ich mich befinde, dürfte hiermit geklärt sein (man beachte, dass das Wort ‚Romantik’ nicht einmal gefallen ist). Warum ich kein Fan vom Valentinstag bin? Rosa Picknickdecken, rosa Blumensträuße, rosa Luftballons, die Farbe Rosa, that’s why. Aber nachdem Jammern bekanntlich keine Probleme löst, haben die Lisa und ich beschlossen zur Sunday Side der Straße zu wechseln und die örtliche Studentenorganisation der Filmmakers beim Kekserlbacken zu unterstützen (in Herzform, versteht sich). 


Taschendurchsuchung der dort wohnenden Hauskatze inklusive.

Die steinharten Früchte unserer Arbeit haben dann am dem Tag, der aus dem kollektiven Unterbewusstsein der Menschheit gelöscht werden sollte, stolze 112 Dollar in die Kasse der Filmmakers gespült, also würd' ich das gern als Erfolg verbuchen. Moment, ich check das mal nach. Tobi: 112 Dollar, teuflische Blumenverkäufer die kleine Katzen essen: 497 Fantastillionen. Damn.

Die nächsten Tage hab ich lesend und lernend verbracht, am Donnerstag war ja ein Examen angesetzt. Völlig frei vom Sinn für richtige Vorbereitung wie ich numal bin, hab ich für den Kurs zuerst das falsche Textbuch und das Richtige dann viel zu spät bestellt. Dementsprechend limitiert waren meine Zeitressourcen. Ich wurde schlussendlich mit stolzen einhundertfünfundzwanzig Seiten in gefühltem A3 Format begrüßt und das hat sich mit vier Tagen Lernzeit, New Orleans’ Entertainment Faktor und ganz generell mit meiner Weltanschauung aber so was von absolut gar nicht vertragen. Das Buch hab ich folgerichtig im Autopilot überflogen, was mich aber trotzdem irrsinnig viel Zeit gekostet hat. Das Examen war dann aber doch relativ einfach und dementsprechend prahlerisch hab ich dann in den hiesigen Ländereien verlautbart, dass es den ganzen Lernaufwand überhaupt nicht wert war. Als Retourkutsche kam prompt ein lahmes C als Testergebnis. Karma’s a bitch. Multiple Choice Tests übrigens auch. Ich hab dann einer alten Frau über die Straße geholfen um meine Karmareserven wieder auf 'Sonnenschein' zu stellen und prompt wurde der Rest der Woche zur fluffigen Achterbahnfahrt in Zuckertütenhausen.

Donnerstag Abend: Theater in irgendeinem dreckigen Hinterhofschuppen gesehen. Das hat aber spannungstechnisch selbst Finchers Sieben aber mal so was von die Hosen ausgezogen, dass es kaum in Worte zu fassen ist.

Freitag Abend: Lisa, ihre unglaublich coole Mitbewohnerin Eileen und eine völlig verkaterte dritte Person, deren Namen „Maria“ ich aus Datenschutzgründen nicht nennen darf, kurzerhand eingepackt und zum allwöchentlichen Caroline Fourmy Jazzabend verfrachtet. Aus aktuellem Anlass (Live Recording) war die Gute zwar etwas nervös, aber Herrschaften, was für eine Sängerin.

Samstag Abend: erste Parade. Krewe du Vieux der Name, unterirdischst das Witzniveau (Dick jokes all over the place. Leute, dagegen ist unsere Mondseer Faschingsumzug ein intellektuell fordernder, satirischer Hochgenuss). Davon lässt man sich hier aber nicht die Laune verderben, Paraden gibt’s hier ja schließlich in den kommenden zwei Wochen öfters als Regentage in der Geschichte des Mondseer Seefests. Wir haben dann einfach das Nächstbeste gemacht: wir sind ins Casino gegangen. Mein erster Abstieg in die Spielehölle, dementsprechend geflasht war ich. Gewonnen hab ich dort stolze 7$ (mein erstes und letztes Spiel, man will das Glück ja nicht überstrapazieren) und die Erkenntnis dass man mit langen Belichtungszeiten viel Schabernack treiben kann.


Sonntag Abend: noch mehr Schabernack mit langen Belichtungszeiten getrieben.


All das war aber natürlich nur das Vorspiel zu einem viel größeren Ereignis. Um das zu beschreiben fehlen mir aber zum Einen die Worte, zum Anderen wohl aber auch teilweise die Erinnerungen. Daher gibt’s hier, meiner Kamera sei Dank, vier Tage Mondsee meets New Orleans in Bild und Ton.

Der Song ist ein Ausschnitt aus Autofocus von 
Beyond Repair. Weltpremiere quasi.

Was bleibt sind Erinnerungen an fantastische Bands, fantastisches Essen, lustigstes Fortgehen, ein zickiges Luftbett das die Last von fünf Burschen mit einem kleinen Loch quittiert hat, den abgefahrensten Videochat meines Lebens (hallo Mama!), tonnenweise unerledigtes Unizeugs, absolut keine Regrets, die ein oder andere Lücke im deutschen Vokabular, ein Seufzer der Erleichterung seitens Manu und seiner Freundin, die das zweifelhafte Vergnügen hatte zur gleichen Zeit hier anzukommen (einen Riesendank an dieser Stelle für die Engelsgeduld, war bestimmt nicht leicht mit uns Chaoten!), und noch drei Monate bevor wir fünf das Novarock vom Erdboden fegen werden. Rock on? Rock on. 

Monday, February 14, 2011

New Orleans, Woche V

Geschätzte Leseratten und -rattinnen, nur hereinspaziert zum dritten Teil meiner New Orleans-Semester-Berichterstattung (ich bleib’ jetzt einfach bei dem Titel). Bevor es aber wie gewohnt so richtig zu Sache geht – ein Aufruf: der treue Leser aus Norwegen (ja Leute, im Internet ist niemand anonym – ich weiß alles über euch) möge sich doch bitte mal bei mir melden. Hab' absolut keine Ahnung wer das sein könnte und die Beantwortung dieser Frage ist mir mindestens eine, wenn nicht gar zwei Postkarten wert. In diesem Sinne: melde dich, du gar nördlicher Gefährte, du wirst es nicht bereuen! Damit wär' auch schon genug administriert, Zeit für Rock’n’Roll.

Streicht das, hier wird ja nicht gerockt, hier wird nur gejazzt. Meine armen E-Gitarren, langsam vermisse ich euch doch sehr. Aber dagegen gibt’s ja zum Glück ein uraltes regionales Hausmittel. Und so haben wir getreu dem Motto „The More You Drink, The Better We Sound“ bei der diesjährigen Superbowlparty einfach bereits um vier Uhr nachmittags zu trinken begonnen. Folgerichtig wurde Jazz wieder für gut und die unsäglichen Elektrotröten Black Eyed Peas zumindest für nicht gehörgangsverletzend befunden. Superbowl in den Staaten ist ja sowieso ein ganz eigenes Thema. Wie bei Fernsehübertragungen von Sportevents üblich, gibt es alle paar Minuten Werbung (die dafür ganz unterhaltsam ist) und an allen Ecken und Enden heraustropfenden Patriotismus. Gerade bei der Nationalhymne bekommt so manch gestandener Redneck feuchte Augen – dass Frau Aguilera sich bei derselben versingt, tut der Stimmung keinen Abbruch. Uns Österreichern war das sowieso egal, zu diesem Zeitpunkt haben wir gerade gegen eine Bande hinterhältiger Hurricanes gekämpft. Hurricane: 500ml Alkohol mit Farbe, was für ein Miststück. Aber egal, irgendwann hat dann eine der Mannschaften gewonnen (nehm' ich zumindest stark an – der Superbowl ist im Laufe des Abends zu einem Ereignis zweiter Klasse degradiert worden) und wir haben leicht enttäuscht ob der doch eher verhaltenen Stimmung (die missglückte Titelverteidigung liegt den New Orleansern doch noch schwer im Magen) einen Lokalwechsel vollzogen.

Naja, "enttäuscht". Guilty parties von links nach rechts: Alex, Hannes, Eileen, Chris, Matthias, Lisa und Manu.


Dort wurd's uns dann aber auch zu viel und wir haben um gefühlt vier Uhr morgens, tatsächlich wohl eher um Mitternacht, die Heimreise angetreten. Anyway, Superbowl in den Staaten anschauen? Check. Das kann ich von meiner „Things To Do Before I Die“ Liste streichen.

Den darauffolgenden Montag hab ich aus naheliegenden Gründen nur entfernt mitbekommen, danach ging’s aber echt zur Sache. Unitechnisch ist hier wirklich die Hölle los, wöchentlich mehrere Quizzes (kleine Mitarbeitskontrollen) und Assignments, außerdem klopfen die ersten Examen an die Tür. Der ein oder andere Kino-, Frenchmen-, Theater-, oder Konzertbesuch ist zwar noch drinnen, aber mittlerweile hab' ich schon so manch wunderschönen Samstagnachmittag daheim verbringen müssen, anstatt mir am Mississippi die Sonne auf den entblößten Bauch scheinen zu lassen (was hier im prüden Amerika aus Obszönitätsgründen vermutlich sowieso verboten wäre). So lernt man zwar viel, ein bisschen wurmen tut’s mich aber trotzdem – lesen könnt ich ja an sich daheim in Österreich auch ganz gut. Jetzt könnte ich mich vermutlich damit abfinden dass die Kurse allesamt wirklich cool sind und ich bis jetzt ja zeitmäßig noch halbwegs über die Runden komme, damit würde ich aber die tiefschwarzen Wolken am Horizont ignorieren, die da von Osten her aufziehen …

The Real Phantom Menace!

Die vier Reiter der Apokalypse (aka Cheesy, Flo, Sebbl und Stef) haben nämlich beschlossen dass Tobi’s klägliche Versuche Freizeit und Uni noch halbwegs zu verbinden kaum fruchten werden und sie deshalb das ganze auch gleich unterbinden könnten. Gesagt, getan, Koffer gepackt, Flieger gebucht und schon ziehen sie einem Heuschreckenschwarm gleich über New York, Los Angeles, San Francisco und Las Vegas, bevor sie dann schließlich am 22. Februar hier in New Orleans ankommen und meine Chancen auf einen guten Uni Abschluss einmal so richtig in den Sand setzen werden. Jungs, ich freu' mich auf euch. Everybody has got to die someday; I fully intend to deserve it.

Damit ich mich in der Zwischenzeit nicht in falscher Sicherheit wiege, hat noch eine andere Großmacht ihre stärkste Waffe ins Rennen geschickt. Handenbergs Exportartikel Nummer eins (sorry Kathrin, Amerika schlägt Steyr) ist am Mittwoch nach mehrtägigem Zwischenstopp in Washington hier in New Orleans gelandet.

Maria!

Und wie sollte es auch anders sein, kaum ist die Chaoscombo Maria/Tobi wieder einmal gemeinsam unterwegs, passieren schon die abgefahrensten Sachen. Heimfahren auf der Ladefläche eines Pickup Trucks? Bitteschön.

Immerhin billiger als Taxi!

Wie man sieht - schön langsam kehrt hier Alltag ein. Uni, Lernen, Fortgehen, dazwischen viel Fotografieren, Trips in die Stadt und das ein oder andere Konzert - all das kennt man auch von daheim. Aber das dürfte auch der springende Punkt sein, endlich das Touristengefühl loswerden und so richtig in einer fremden Stadt ankommen. New Orleans macht es einem dabei nicht schwer. Gut so. 

Langweilig wird es ja trotzdem nicht, es steht noch eine Menge an: Mardi Gras, die Ankunft der vier Nasen aus Mondsee, ein Trip nach New York, meine Tante Gabriela kommt mich besuchen und im April steigt das Jazzfest. Wer dazu (oder zu sonstwas) Fragen hat: ich freu mich über jeden Kommentar, ob hier oder auf Facebook. Die Bilder gibt's ebenfalls auf Facebook, oder ihr klickt auf die Diashow rechts, da kommt ihr zu Picasa. Das soll's dann auch schon wieder gewesen sein, als Rausschmeißer gibt's wieder ein Lied von der reizenden Caroline Fourmy. Dürfte dem einen oder anderen bekannt vorkommen.

Non, Je Ne Regret Rien. Warum auch?

Monday, January 31, 2011

New Orleans, Woche III

Hallo zusammen! Willkommen zu Teil zwei meiner New Orleans-Semester-Berichterstattung (hab noch immer keinen besseren Titel). Gleich zu Beginn möchte ich erstmal fürs Lesen und Loben danken – hat mich echt überrascht wie viele den ersten Eintrag gelesen und zu einem nicht zu unterschätzenden Teil auch für gut befunden haben. Danke Leute, hat mich echt gefreut! Aber nun genug der Gefühlsduselei, dafür sind wir ja schließlich nicht hier, oder? Wie „immer“ (hihi), gibt’s an dieser Stelle ein paar Infos vorweg: die meisten von euch treuen Stammlesern werden bemerken, dass es jetzt hier ein bisschen bunter aussieht. Bilder, Musik, Videos – you name it, I got it. Alles was das Web 2.0 verwöhnte Herz begehrt, gibt’s jetzt auch hier. Ich hoffe es gefällt und wirkt nicht so abschreckend erschlagend wie Faust in Blogform. Hab ich mich grad mit Goethe verglichen? Sieht ganz so aus. Anyway, ich werde mich mit der Feder in Zukunft auch ein bisschen zurückhalten, versprochen. War ja wirklich viel letztes Mal. Ihr Armen. So, genug außen rumgeschwafelt, jetzt geht’s ans Eingemachte. Boxen aufdrehen, zurücklehnen, Handy ausmachen und die Show genießen. Vorhang auf für Runde zwei. 
Wie alle vernünftigen Musikliebhaber da draußen wissen, kann es herausfordernd sein den Erstling zu toppen. Hab lange überlegt wie ich anfangen soll und mich dann von der Muse völlig ungeküsst für die „größer, bunter, lauter, schneller, härter“ Variante entschieden. Betrachtet euer Haupthaar als zurückgeföhnt, hier kommt mein Toxicity. 

Jep. Das ist Samuel L. Jackson.

BÄM, mit einem Knaller steigen wir gleich mal in die zweite Woche ein. New Orleans Hornets gegen Oklahoma City Thunder (Basketball, ihr Banausen). NBA gehört zu den Staaten wie Schifahren zu Österreich, nur dass wir ihnen in Basketball nicht die Show stehlen. Niemals. Ever. Und Herr- und Frauschaften, das ist ein Volksfest. Knapp vierzehntausend Bekloppte schreien, tanzen und singen derart extasisch und mindestens so falsch wie laut um die Wette, dass es eine echte Freude ist. Geholfen hat da natürlich, dass die Hornets sechs Sekunden vor Schluss die entscheidenden Punkte zum 91:89 Sieg gemacht haben. Da hab sogar ich mitgefiebert – und das obwohl ich gut zehn Minuten gebraucht hab um überhaupt mal zu raffen wer denn da unten die Unsrigen sind. 

Ich war abgelenkt.

Für die Plätze haben wir übrigens durch Uniconnections zehn Dollar bezahlt, das ein oder andere Spiel ist also durchaus leistbar.
Apropos Uni (schönere Überleitungen kosten extra): das wird ja mal ein interessantes Semester. Ich werde auf jeden Fall verdammt viel um die Ohren haben. Allein im Contemporary Novel Kurs müssen wir ein gutes Dutzend Bücher lesen. Bei den American History Kursen gilt es wöchentlich je ein Kapitel zusammenzufassen und der Prof vom Filmkurs verlangt jede Woche einen Screening Report. Dazu pro Kurs drei Prüfungen und je ein Paper, fällig am Semesterende. Mannmannmann, das bin ich von daheim aber nicht gewöhnt. Überhaupt läuft hier einiges anders ab: die meisten Kurse gibt’s zweimal pro Woche, dafür aber nur sechzig Minuten. Dazu muss man sich auch noch so viele Bücher kaufen, dass die Kreditkarte, wahlweise auch die Finanzspritze dahinter (hallo Mama!), weiche Knie bekommt. Dabei bin ich mit meinen geisteswissenschaftlichen Kursen noch gut davon gekommen. Speziell Betriebswirtschaftler lassen da gerne mal fünfhundert Euro liegen. Wozu die überhaupt eine Bibliothek am Campus haben, ist mir schleierhaft, die meisten Bücher findet man dort ohnehin nicht. Da scheint wohl so mancher Professor von dubiosen Underground Publishern gesponsert zu werden. Hm, das sollte ich mal nachprüfen … aber egal, ich drifte schon wieder seitwärts. 
Eigentlich wollte ich nämlich noch von überraschenden Wissensleveln erzählen. Unsere American History Professorin hat uns zum Beispiel erklärt, wie das Telefon funktioniert. Offensichtlich wandelt dieses Wunderwerk der Technik (einen Dollar ins Phrasenschwein) die Sprache in Schallwellen um, die dann über metallene Drähte, die ja Schall schneller und besser leiten als Luft, zum Empfänger gelangen und dort wieder in Sprache umgewandelt werden. Interessante Theorie. Während ich noch nach Luft ringe, versucht ein Student verzweifelt New Orleans auf der Weltkarte einzuzeichnen. Erfolglos. Anthropologisch gesehen interessant, für die Zukunft der Staaten seh' ich allerdings schwarz. Aber genug Arroganz für heute, bin ja schließlich auch nicht fehlerfrei.

Als Entschädigung gibt's ein Eichhörnchen. Haben
ja genug davon. 

Der Campus an sich ist nämlich ziemlich cool, vor allem riesig. Hier gibt’s sogar eine eigene Bank, Post und Polizeistation. Viele der Institute haben ein eigenes Gebäude – das sieht dann ungefähr so aus: 

Fragt nicht, ich kenn' mich auch noch
nicht aus.

Ich bin meistens im Liberal Arts Ferienhaus, Infoveranstaltungen und die Mensa (sieben Dollar für all-you-can-eat Pizza, Burger und ungenießbares „gesundes“ Zeug) befinden sich im Univercity Center. Interessantes Detail am Rande: bei der Begrüßungsveranstaltung wird man darauf hingewiesen, dass man regelmäßig duschen soll, weil die Amis da sehr empfindlich sind. Sind wir nicht widerlich, wir Europäer?
So, genug des Unikrams, ich bin ja schließlich auch fortgegangen (streng im Sinne des investigativen Journalismus, versteht sich). Dazu gibt’s aber diesmal keinen Text, sondern einen audiovisuellen Beweis für meine Schwärmereien der letzten Woche. Enjoy! 

Hier haben wir zum einen die reizende Caroline
Fourmy mit ihrer Jazzband ...


... und zum anderen eine Brassband (wobei
die schon sehr showmäßig unterwegs sind).

Achja, der Manu hat mir wegen der Hurricane-Frage (das Getränk, nicht der Sturm) unter die Arme gegriffen und sich zur Verfügung gestellt – ebenfalls streng investigativ, versteht sich. Ich bin zuversichtlich dass ich die Ergebnisse bekomme sobald er aus dem Koma erwacht ist. Ich halte euch diesbezüglich auf dem Laufenden.
So, das soll’s dann gewesen sein für mein zweiwöchentliches Roundup. Euch bleiben jetzt noch die Videos, Audiofiles und Bilderalben, die ihr euch gerne anschauen könnt. Speziell im Bilderalbum könnt ihr immer wieder mal vorbeischauen, da dürften öfters neue auftauchen. Und immer her mit den Kommentaren, da bin ich ganz scharf drauf! Gibt’s Wünsche? Soll ich mehr oder weniger schreiben, über etwas Bestimmtes berichten oder doch einfach nur aufhören euch vollzuspammen? Lasst es mich wissen, ich bin zu jeder Schandtat bereit. Solang es nicht zu dreckig ist. Ich glaub' ich geh' duschen.