Monday, February 28, 2011

New Orleans, Woche VII (oder: Mann, wie schnell die Zeit vergeht)

Gleich vorweg an alle Wüstlinge, die hier nur die versprochenen nackten Frauen aus der Facebook Einladung suchen: Bazinga! Ihr solltet euch was schämen. Aber ihr dürft natürlich trotzdem bleiben, bin ja tolerant. Macht’s euch gemütlich, Tee steht auf dem Tisch, Kuchen ist noch genug da, genießt die Show. Bühne frei für Teil vier meiner New Orleans-Semester-Berichterstattung.

Angefangen hat Woche VI schonmal großartig mit einer weiteren Ausgeburt der amerikanischen Komerzhölle: Valentinstag. Strategisch geschickt an einem Montag platziert (wer genießt es nicht die Woche in schrillem Rosa zu beginnen?), ruft dieser Tag im Großteil der hiesigen Bevölkerung Frühlingsgefühle hervor, während so manch anderer gegen Brechreiz kämpft. Dazwischen gibt’s offensichtlich nix, keine Chance den Tag zu ignorieren. Auf welcher Seite ich mich befinde, dürfte hiermit geklärt sein (man beachte, dass das Wort ‚Romantik’ nicht einmal gefallen ist). Warum ich kein Fan vom Valentinstag bin? Rosa Picknickdecken, rosa Blumensträuße, rosa Luftballons, die Farbe Rosa, that’s why. Aber nachdem Jammern bekanntlich keine Probleme löst, haben die Lisa und ich beschlossen zur Sunday Side der Straße zu wechseln und die örtliche Studentenorganisation der Filmmakers beim Kekserlbacken zu unterstützen (in Herzform, versteht sich). 


Taschendurchsuchung der dort wohnenden Hauskatze inklusive.

Die steinharten Früchte unserer Arbeit haben dann am dem Tag, der aus dem kollektiven Unterbewusstsein der Menschheit gelöscht werden sollte, stolze 112 Dollar in die Kasse der Filmmakers gespült, also würd' ich das gern als Erfolg verbuchen. Moment, ich check das mal nach. Tobi: 112 Dollar, teuflische Blumenverkäufer die kleine Katzen essen: 497 Fantastillionen. Damn.

Die nächsten Tage hab ich lesend und lernend verbracht, am Donnerstag war ja ein Examen angesetzt. Völlig frei vom Sinn für richtige Vorbereitung wie ich numal bin, hab ich für den Kurs zuerst das falsche Textbuch und das Richtige dann viel zu spät bestellt. Dementsprechend limitiert waren meine Zeitressourcen. Ich wurde schlussendlich mit stolzen einhundertfünfundzwanzig Seiten in gefühltem A3 Format begrüßt und das hat sich mit vier Tagen Lernzeit, New Orleans’ Entertainment Faktor und ganz generell mit meiner Weltanschauung aber so was von absolut gar nicht vertragen. Das Buch hab ich folgerichtig im Autopilot überflogen, was mich aber trotzdem irrsinnig viel Zeit gekostet hat. Das Examen war dann aber doch relativ einfach und dementsprechend prahlerisch hab ich dann in den hiesigen Ländereien verlautbart, dass es den ganzen Lernaufwand überhaupt nicht wert war. Als Retourkutsche kam prompt ein lahmes C als Testergebnis. Karma’s a bitch. Multiple Choice Tests übrigens auch. Ich hab dann einer alten Frau über die Straße geholfen um meine Karmareserven wieder auf 'Sonnenschein' zu stellen und prompt wurde der Rest der Woche zur fluffigen Achterbahnfahrt in Zuckertütenhausen.

Donnerstag Abend: Theater in irgendeinem dreckigen Hinterhofschuppen gesehen. Das hat aber spannungstechnisch selbst Finchers Sieben aber mal so was von die Hosen ausgezogen, dass es kaum in Worte zu fassen ist.

Freitag Abend: Lisa, ihre unglaublich coole Mitbewohnerin Eileen und eine völlig verkaterte dritte Person, deren Namen „Maria“ ich aus Datenschutzgründen nicht nennen darf, kurzerhand eingepackt und zum allwöchentlichen Caroline Fourmy Jazzabend verfrachtet. Aus aktuellem Anlass (Live Recording) war die Gute zwar etwas nervös, aber Herrschaften, was für eine Sängerin.

Samstag Abend: erste Parade. Krewe du Vieux der Name, unterirdischst das Witzniveau (Dick jokes all over the place. Leute, dagegen ist unsere Mondseer Faschingsumzug ein intellektuell fordernder, satirischer Hochgenuss). Davon lässt man sich hier aber nicht die Laune verderben, Paraden gibt’s hier ja schließlich in den kommenden zwei Wochen öfters als Regentage in der Geschichte des Mondseer Seefests. Wir haben dann einfach das Nächstbeste gemacht: wir sind ins Casino gegangen. Mein erster Abstieg in die Spielehölle, dementsprechend geflasht war ich. Gewonnen hab ich dort stolze 7$ (mein erstes und letztes Spiel, man will das Glück ja nicht überstrapazieren) und die Erkenntnis dass man mit langen Belichtungszeiten viel Schabernack treiben kann.


Sonntag Abend: noch mehr Schabernack mit langen Belichtungszeiten getrieben.


All das war aber natürlich nur das Vorspiel zu einem viel größeren Ereignis. Um das zu beschreiben fehlen mir aber zum Einen die Worte, zum Anderen wohl aber auch teilweise die Erinnerungen. Daher gibt’s hier, meiner Kamera sei Dank, vier Tage Mondsee meets New Orleans in Bild und Ton.

Der Song ist ein Ausschnitt aus Autofocus von 
Beyond Repair. Weltpremiere quasi.

Was bleibt sind Erinnerungen an fantastische Bands, fantastisches Essen, lustigstes Fortgehen, ein zickiges Luftbett das die Last von fünf Burschen mit einem kleinen Loch quittiert hat, den abgefahrensten Videochat meines Lebens (hallo Mama!), tonnenweise unerledigtes Unizeugs, absolut keine Regrets, die ein oder andere Lücke im deutschen Vokabular, ein Seufzer der Erleichterung seitens Manu und seiner Freundin, die das zweifelhafte Vergnügen hatte zur gleichen Zeit hier anzukommen (einen Riesendank an dieser Stelle für die Engelsgeduld, war bestimmt nicht leicht mit uns Chaoten!), und noch drei Monate bevor wir fünf das Novarock vom Erdboden fegen werden. Rock on? Rock on. 

Monday, February 14, 2011

New Orleans, Woche V

Geschätzte Leseratten und -rattinnen, nur hereinspaziert zum dritten Teil meiner New Orleans-Semester-Berichterstattung (ich bleib’ jetzt einfach bei dem Titel). Bevor es aber wie gewohnt so richtig zu Sache geht – ein Aufruf: der treue Leser aus Norwegen (ja Leute, im Internet ist niemand anonym – ich weiß alles über euch) möge sich doch bitte mal bei mir melden. Hab' absolut keine Ahnung wer das sein könnte und die Beantwortung dieser Frage ist mir mindestens eine, wenn nicht gar zwei Postkarten wert. In diesem Sinne: melde dich, du gar nördlicher Gefährte, du wirst es nicht bereuen! Damit wär' auch schon genug administriert, Zeit für Rock’n’Roll.

Streicht das, hier wird ja nicht gerockt, hier wird nur gejazzt. Meine armen E-Gitarren, langsam vermisse ich euch doch sehr. Aber dagegen gibt’s ja zum Glück ein uraltes regionales Hausmittel. Und so haben wir getreu dem Motto „The More You Drink, The Better We Sound“ bei der diesjährigen Superbowlparty einfach bereits um vier Uhr nachmittags zu trinken begonnen. Folgerichtig wurde Jazz wieder für gut und die unsäglichen Elektrotröten Black Eyed Peas zumindest für nicht gehörgangsverletzend befunden. Superbowl in den Staaten ist ja sowieso ein ganz eigenes Thema. Wie bei Fernsehübertragungen von Sportevents üblich, gibt es alle paar Minuten Werbung (die dafür ganz unterhaltsam ist) und an allen Ecken und Enden heraustropfenden Patriotismus. Gerade bei der Nationalhymne bekommt so manch gestandener Redneck feuchte Augen – dass Frau Aguilera sich bei derselben versingt, tut der Stimmung keinen Abbruch. Uns Österreichern war das sowieso egal, zu diesem Zeitpunkt haben wir gerade gegen eine Bande hinterhältiger Hurricanes gekämpft. Hurricane: 500ml Alkohol mit Farbe, was für ein Miststück. Aber egal, irgendwann hat dann eine der Mannschaften gewonnen (nehm' ich zumindest stark an – der Superbowl ist im Laufe des Abends zu einem Ereignis zweiter Klasse degradiert worden) und wir haben leicht enttäuscht ob der doch eher verhaltenen Stimmung (die missglückte Titelverteidigung liegt den New Orleansern doch noch schwer im Magen) einen Lokalwechsel vollzogen.

Naja, "enttäuscht". Guilty parties von links nach rechts: Alex, Hannes, Eileen, Chris, Matthias, Lisa und Manu.


Dort wurd's uns dann aber auch zu viel und wir haben um gefühlt vier Uhr morgens, tatsächlich wohl eher um Mitternacht, die Heimreise angetreten. Anyway, Superbowl in den Staaten anschauen? Check. Das kann ich von meiner „Things To Do Before I Die“ Liste streichen.

Den darauffolgenden Montag hab ich aus naheliegenden Gründen nur entfernt mitbekommen, danach ging’s aber echt zur Sache. Unitechnisch ist hier wirklich die Hölle los, wöchentlich mehrere Quizzes (kleine Mitarbeitskontrollen) und Assignments, außerdem klopfen die ersten Examen an die Tür. Der ein oder andere Kino-, Frenchmen-, Theater-, oder Konzertbesuch ist zwar noch drinnen, aber mittlerweile hab' ich schon so manch wunderschönen Samstagnachmittag daheim verbringen müssen, anstatt mir am Mississippi die Sonne auf den entblößten Bauch scheinen zu lassen (was hier im prüden Amerika aus Obszönitätsgründen vermutlich sowieso verboten wäre). So lernt man zwar viel, ein bisschen wurmen tut’s mich aber trotzdem – lesen könnt ich ja an sich daheim in Österreich auch ganz gut. Jetzt könnte ich mich vermutlich damit abfinden dass die Kurse allesamt wirklich cool sind und ich bis jetzt ja zeitmäßig noch halbwegs über die Runden komme, damit würde ich aber die tiefschwarzen Wolken am Horizont ignorieren, die da von Osten her aufziehen …

The Real Phantom Menace!

Die vier Reiter der Apokalypse (aka Cheesy, Flo, Sebbl und Stef) haben nämlich beschlossen dass Tobi’s klägliche Versuche Freizeit und Uni noch halbwegs zu verbinden kaum fruchten werden und sie deshalb das ganze auch gleich unterbinden könnten. Gesagt, getan, Koffer gepackt, Flieger gebucht und schon ziehen sie einem Heuschreckenschwarm gleich über New York, Los Angeles, San Francisco und Las Vegas, bevor sie dann schließlich am 22. Februar hier in New Orleans ankommen und meine Chancen auf einen guten Uni Abschluss einmal so richtig in den Sand setzen werden. Jungs, ich freu' mich auf euch. Everybody has got to die someday; I fully intend to deserve it.

Damit ich mich in der Zwischenzeit nicht in falscher Sicherheit wiege, hat noch eine andere Großmacht ihre stärkste Waffe ins Rennen geschickt. Handenbergs Exportartikel Nummer eins (sorry Kathrin, Amerika schlägt Steyr) ist am Mittwoch nach mehrtägigem Zwischenstopp in Washington hier in New Orleans gelandet.

Maria!

Und wie sollte es auch anders sein, kaum ist die Chaoscombo Maria/Tobi wieder einmal gemeinsam unterwegs, passieren schon die abgefahrensten Sachen. Heimfahren auf der Ladefläche eines Pickup Trucks? Bitteschön.

Immerhin billiger als Taxi!

Wie man sieht - schön langsam kehrt hier Alltag ein. Uni, Lernen, Fortgehen, dazwischen viel Fotografieren, Trips in die Stadt und das ein oder andere Konzert - all das kennt man auch von daheim. Aber das dürfte auch der springende Punkt sein, endlich das Touristengefühl loswerden und so richtig in einer fremden Stadt ankommen. New Orleans macht es einem dabei nicht schwer. Gut so. 

Langweilig wird es ja trotzdem nicht, es steht noch eine Menge an: Mardi Gras, die Ankunft der vier Nasen aus Mondsee, ein Trip nach New York, meine Tante Gabriela kommt mich besuchen und im April steigt das Jazzfest. Wer dazu (oder zu sonstwas) Fragen hat: ich freu mich über jeden Kommentar, ob hier oder auf Facebook. Die Bilder gibt's ebenfalls auf Facebook, oder ihr klickt auf die Diashow rechts, da kommt ihr zu Picasa. Das soll's dann auch schon wieder gewesen sein, als Rausschmeißer gibt's wieder ein Lied von der reizenden Caroline Fourmy. Dürfte dem einen oder anderen bekannt vorkommen.

Non, Je Ne Regret Rien. Warum auch?

Monday, January 31, 2011

New Orleans, Woche III

Hallo zusammen! Willkommen zu Teil zwei meiner New Orleans-Semester-Berichterstattung (hab noch immer keinen besseren Titel). Gleich zu Beginn möchte ich erstmal fürs Lesen und Loben danken – hat mich echt überrascht wie viele den ersten Eintrag gelesen und zu einem nicht zu unterschätzenden Teil auch für gut befunden haben. Danke Leute, hat mich echt gefreut! Aber nun genug der Gefühlsduselei, dafür sind wir ja schließlich nicht hier, oder? Wie „immer“ (hihi), gibt’s an dieser Stelle ein paar Infos vorweg: die meisten von euch treuen Stammlesern werden bemerken, dass es jetzt hier ein bisschen bunter aussieht. Bilder, Musik, Videos – you name it, I got it. Alles was das Web 2.0 verwöhnte Herz begehrt, gibt’s jetzt auch hier. Ich hoffe es gefällt und wirkt nicht so abschreckend erschlagend wie Faust in Blogform. Hab ich mich grad mit Goethe verglichen? Sieht ganz so aus. Anyway, ich werde mich mit der Feder in Zukunft auch ein bisschen zurückhalten, versprochen. War ja wirklich viel letztes Mal. Ihr Armen. So, genug außen rumgeschwafelt, jetzt geht’s ans Eingemachte. Boxen aufdrehen, zurücklehnen, Handy ausmachen und die Show genießen. Vorhang auf für Runde zwei. 
Wie alle vernünftigen Musikliebhaber da draußen wissen, kann es herausfordernd sein den Erstling zu toppen. Hab lange überlegt wie ich anfangen soll und mich dann von der Muse völlig ungeküsst für die „größer, bunter, lauter, schneller, härter“ Variante entschieden. Betrachtet euer Haupthaar als zurückgeföhnt, hier kommt mein Toxicity. 

Jep. Das ist Samuel L. Jackson.

BÄM, mit einem Knaller steigen wir gleich mal in die zweite Woche ein. New Orleans Hornets gegen Oklahoma City Thunder (Basketball, ihr Banausen). NBA gehört zu den Staaten wie Schifahren zu Österreich, nur dass wir ihnen in Basketball nicht die Show stehlen. Niemals. Ever. Und Herr- und Frauschaften, das ist ein Volksfest. Knapp vierzehntausend Bekloppte schreien, tanzen und singen derart extasisch und mindestens so falsch wie laut um die Wette, dass es eine echte Freude ist. Geholfen hat da natürlich, dass die Hornets sechs Sekunden vor Schluss die entscheidenden Punkte zum 91:89 Sieg gemacht haben. Da hab sogar ich mitgefiebert – und das obwohl ich gut zehn Minuten gebraucht hab um überhaupt mal zu raffen wer denn da unten die Unsrigen sind. 

Ich war abgelenkt.

Für die Plätze haben wir übrigens durch Uniconnections zehn Dollar bezahlt, das ein oder andere Spiel ist also durchaus leistbar.
Apropos Uni (schönere Überleitungen kosten extra): das wird ja mal ein interessantes Semester. Ich werde auf jeden Fall verdammt viel um die Ohren haben. Allein im Contemporary Novel Kurs müssen wir ein gutes Dutzend Bücher lesen. Bei den American History Kursen gilt es wöchentlich je ein Kapitel zusammenzufassen und der Prof vom Filmkurs verlangt jede Woche einen Screening Report. Dazu pro Kurs drei Prüfungen und je ein Paper, fällig am Semesterende. Mannmannmann, das bin ich von daheim aber nicht gewöhnt. Überhaupt läuft hier einiges anders ab: die meisten Kurse gibt’s zweimal pro Woche, dafür aber nur sechzig Minuten. Dazu muss man sich auch noch so viele Bücher kaufen, dass die Kreditkarte, wahlweise auch die Finanzspritze dahinter (hallo Mama!), weiche Knie bekommt. Dabei bin ich mit meinen geisteswissenschaftlichen Kursen noch gut davon gekommen. Speziell Betriebswirtschaftler lassen da gerne mal fünfhundert Euro liegen. Wozu die überhaupt eine Bibliothek am Campus haben, ist mir schleierhaft, die meisten Bücher findet man dort ohnehin nicht. Da scheint wohl so mancher Professor von dubiosen Underground Publishern gesponsert zu werden. Hm, das sollte ich mal nachprüfen … aber egal, ich drifte schon wieder seitwärts. 
Eigentlich wollte ich nämlich noch von überraschenden Wissensleveln erzählen. Unsere American History Professorin hat uns zum Beispiel erklärt, wie das Telefon funktioniert. Offensichtlich wandelt dieses Wunderwerk der Technik (einen Dollar ins Phrasenschwein) die Sprache in Schallwellen um, die dann über metallene Drähte, die ja Schall schneller und besser leiten als Luft, zum Empfänger gelangen und dort wieder in Sprache umgewandelt werden. Interessante Theorie. Während ich noch nach Luft ringe, versucht ein Student verzweifelt New Orleans auf der Weltkarte einzuzeichnen. Erfolglos. Anthropologisch gesehen interessant, für die Zukunft der Staaten seh' ich allerdings schwarz. Aber genug Arroganz für heute, bin ja schließlich auch nicht fehlerfrei.

Als Entschädigung gibt's ein Eichhörnchen. Haben
ja genug davon. 

Der Campus an sich ist nämlich ziemlich cool, vor allem riesig. Hier gibt’s sogar eine eigene Bank, Post und Polizeistation. Viele der Institute haben ein eigenes Gebäude – das sieht dann ungefähr so aus: 

Fragt nicht, ich kenn' mich auch noch
nicht aus.

Ich bin meistens im Liberal Arts Ferienhaus, Infoveranstaltungen und die Mensa (sieben Dollar für all-you-can-eat Pizza, Burger und ungenießbares „gesundes“ Zeug) befinden sich im Univercity Center. Interessantes Detail am Rande: bei der Begrüßungsveranstaltung wird man darauf hingewiesen, dass man regelmäßig duschen soll, weil die Amis da sehr empfindlich sind. Sind wir nicht widerlich, wir Europäer?
So, genug des Unikrams, ich bin ja schließlich auch fortgegangen (streng im Sinne des investigativen Journalismus, versteht sich). Dazu gibt’s aber diesmal keinen Text, sondern einen audiovisuellen Beweis für meine Schwärmereien der letzten Woche. Enjoy! 

Hier haben wir zum einen die reizende Caroline
Fourmy mit ihrer Jazzband ...


... und zum anderen eine Brassband (wobei
die schon sehr showmäßig unterwegs sind).

Achja, der Manu hat mir wegen der Hurricane-Frage (das Getränk, nicht der Sturm) unter die Arme gegriffen und sich zur Verfügung gestellt – ebenfalls streng investigativ, versteht sich. Ich bin zuversichtlich dass ich die Ergebnisse bekomme sobald er aus dem Koma erwacht ist. Ich halte euch diesbezüglich auf dem Laufenden.
So, das soll’s dann gewesen sein für mein zweiwöchentliches Roundup. Euch bleiben jetzt noch die Videos, Audiofiles und Bilderalben, die ihr euch gerne anschauen könnt. Speziell im Bilderalbum könnt ihr immer wieder mal vorbeischauen, da dürften öfters neue auftauchen. Und immer her mit den Kommentaren, da bin ich ganz scharf drauf! Gibt’s Wünsche? Soll ich mehr oder weniger schreiben, über etwas Bestimmtes berichten oder doch einfach nur aufhören euch vollzuspammen? Lasst es mich wissen, ich bin zu jeder Schandtat bereit. Solang es nicht zu dreckig ist. Ich glaub' ich geh' duschen.

Monday, January 17, 2011

New Orleans, Woche I

So, liebe Leute. Willkommen zum ersten Teil meiner hoffentlich öfters, aber ohne Zweifel unregelmäßig erscheinenden New Orleans-Semester-Berichterstattung (dafür brauch ich noch einen besseren Titel). Gleich vorweg: die Ursuppe, aus der die Idee zu diesem Blog entstammt, besteht nicht aus meiner eigenen entgrenzten Egozentrik, sondern vielmehr aus ca. 2,5l Cider, die mir Werner und Christian vor etlichen Wochen im Limerick Bill's eingeflößt haben. Da ich sie damals über New Orleans volllabern, aber nicht zahlen durfte, kommt hier die in Text gemeißelte Rache – nehmt das, ihr Gauner! Die zwei Nasen sind übrigens auch der Grund, warum ich ab und an vielleicht ein paar trockene und/oder administrative Infos einflechten werde. Wer – wie die beiden – ebenfalls mit dem Gedanken spielt hier her zu kommen, liest sie, der Rest geht derweil eine Runde Blumen pflücken. Nun gut, hiermit sind die Basics erklärt, die Grenzen abgesteckt, die Teilnehmer eingeölt, der Schreiber abgedriftet und der geneigte Leser hoffentlich bereit mich auf meinem Trip nach New Orleans zu begleiten. Anschnallen Leute, es geht los!
Ja .. wo eigentlich? Bei der Idee nach New Orleans zu gehen? Bei den organisatorischen Anfängen? Beim Visums-Beschaffungstripp nach Wien*? Nö, ausgefuchst und geschult in alternativen Erzählmethoden wie ich nun mal bin, fang ich mit dem Flug an. Am besten mit dem Hinflug (nimm das, Tarantino!). Für alle die so was interessiert, der hat 650 Euro gekostet und ging von München über Atlanta nach New Orleans. War auch im Grunde weitestgehend ereignislos, bis auf den gecancelten Atlanta-New Orleans Flug (amerikanisch für zwei cm Schnee: schlimmster Schneesturm seit Jahren) und daraus folgend sieben Stunden Wartezeit in Atlanta ist nicht viel passiert. Außer vielleicht dass der Manu, mein soon-to-be Mitbewohner und ich sieben Dollar für Bier bezahlt haben. Jeweils. Pro Glas. Verdammte Blutsauger. Der Flug nach Atlanta ist – und jetzt haltet euch fest – wie im Flug vergangen (oh Mann, Wortwitze. herrlich). Das lag zum größten Teil an den im Sitz eingebauten Fernsehern mit überraschend geiler Filmauswahl (The Social Network neben Avatar neben dem genialen und leider katastrophal untergegangenen Scott Pilgrim vs. the World). Nachteil: diese ganze Fersehzombiemeute bildete eine Lobby der geschlossenen Fenster und so kommt vom über-den-Wolken Feeling nicht viel rüber. Schade. Dafür entschädigt dann aber der Flug Atlanta-New Orleans, speziell Nachts. Erstens: Nachtflüge über Städte sind immer geil. Zweitens: Nachtflüge über New Orleans sind noch geiler. Das war mein schönster Landeanflug soweit, aber da ich bis zum heutigen Tag noch keine Digicam besitze**, müsst ihr euch wohl mit meiner Begeisterung begnügen. Aber ihr habt ja diesen Text hier, ist doch schon mal was. Außerdem ist’s daheim in Österreich bestimmt auch schön, nur Mut! Ich schweife ab. Am Flughafen wird man dann mit entspanntem Jazz und 50er Jahre Flughafenhalle begrüßt, so soll’s sein. Eine rumpelige, aber informative Shuttlefahrt später (laut unserem leicht übermotivierten Shuttlefahrer soll man hier in New Orleans unter keinen Umständen Getränke mit dem Namen „Hurricane“ oder „Granade“ trinken. Memo an mich selbst: nachprüfen) standen wir dann vor den verschlossenen Türen von Lake Terrace Gardens, wo sich unser Appartement befindet. So sollte es eigentlich nicht sein. Mittlerweile war ich von Montagmorgen, Europa, bis Mittwoch, ein Uhr morgens, Amerika, auf den Beinen und streichfähiger als warme Butter. Zum Glück haben uns zwei Studenten bemerkt und reingelassen. Und das war WIRKLICH Glück, es war nämlich sau.kalt. (wie sollte es auch anders sein, wenn ich vor Abflug beschließe dass ich in einer Stadt, die auf demselben Breitengrad wie Kairo liegt, keine Winterjacke brauche. Pustekuchen!). Also noch schnell den Hausmeister geweckt, Schlüssel geholt und dann Koma. Neue Welt gut und schön, aber auch ich brauch mal Schlaf.
Völlig fassungslos wache ich am nächsten Tag um acht vor dem Wecker auf und bin putzmunter – damit wäre wohl auch geklärt wie lange ich in Österreich ohne Wecker schlafen würde, interessant. Wir pilgern zur University of New Orleans (UNO, ohne Witz) und besuchen erstmal das Center Austria, wo wir herzlichst empfangen werden. Wirklich, die Leute dort, allen voran die Gertraud, kümmern sich derart gut um einen, ich frag mich wie Studenten anderer Unis ohne so ein Center auskommen. Und nett sind die auch noch. Daumen hoch jedenfalls. Jetzt hieß es also Studiengebühren bezahlen (2.500 Dollares, diese Geier), registrieren, allfällige Probleme lösen und Tee trinken. By the way: fragt in den Staaten nie, nie, NIE wo denn hier der Biomüll für den Teebeutel ist. Man erntet nur kollektives Gelächter. Arme Umwelt! Dann hat uns die Gertraud erstmal einkaufen gefahren. Mittlerweile waren wir zu dritt – give it up for .. Lisa! Und Einkaufen in den Staaten ist strange. Zum einen gibt’s hier keine kleinen Geschäfte wie Bäckerei, Krämer oder Metzger, sondern nur übergroße Megastores – die sind zwar nicht um die Ecke, haben dafür aber nahezu 24/7 geöffnet. Zum anderen wird man mit einer Flut an Plastiksackerln konfrontiert, das ist echt nicht mehr feierlich. An der Kasse bekommt man alles extra in billige, also kaum wieder verwendbare Sackerl gepackt – und das obwohl ein Brot (naja, „Brot“) zum Beispiel ohnehin schon zweimal verpackt ist. Ohne Scheiß: Leib Brot, Plastiksackerl, da drum noch mal Plastiksackerl und das ganze kommt dann in der Kassa noch mal in ein Plastiksackerl. Die machen mich fertig.
Aber egal, abgesehen von diesem Supersize/Plastiksackerlwahn ist’s nämlich unfassbar geil hier. Das berühmte French Quarter hält was es verspricht – und das obwohl ich es bis jetzt noch nicht mal bei Nacht gesehen hab. Zwischen UNO und dem Quarter liegt nämlich die Frenchmen Street und über die hinauszukommen wird wohl zur persönlichen Lebensaufgabe werden. Eine Straße mit zig Clubs, alle mit Live Musik und das jeden Abend. Eine Band geiler als die andere, seltenst Eintritt (die Bands finanzieren sich mit Trinkgeld), alle Genres vertreten (mit starkem Überhang zu Jazz und Brass Bands, versteht sich). Überhaupt: Brass Bands! Ja leck mich am Ärmel, die blasen einen aus den Socken! Tuba und Schlagzeug bilden den rhythmischen Grundpfeiler, die restlichen 5+ Bläser gehen fünfzehn Minuten lang durch die Decke. Ekstase pur, der Himmel auf Erden. Verdammt, ich bekomm jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, schon wieder Bock in die Frenchman Street zu gehen! Leute, ich glaub das werd ich auch machen. Von der Uni selbst kann ich ohnehin noch nix erzählen – die geht erst am Dienstag los – und eure Geduld mag ich auch nicht überstrapazieren (mit „eure“ mein ich die zwei Leute, die noch lesen. Hallo Mama!). Wünsche, Fragen, Kritik Lob in die Kommentare. Ich hoffe das ganze ist halbwegs lesbar und nicht zu langweilig. Sollte es der ein oder anderen lesen (sagen wir .. mindestens drei), gibt’s in ein bis zwei Wochen den nächsten Teil***. Bis dahin: so long, ich muss jetzt weg, in der Frenchman Street steht ein Barhocker mit meinem Namen drauf!
*Hier als Bonusfeature für Sammler: der Visums-Beschaffungstripp. Das ganze ist ein Auszug aus einer Mail an die Maria (beste Grüße an dieser Stelle) und leicht verwirrt geschrieben. Das liegt zum einen an der Monstergrippe, die ich zu dieser Zeit ausgebrütet hab, zum anderen vermutlich an der Uhrzeit. Wie auch immer, enjoy: 
"heilige scheiße, du hast ja keine ahnung. also hier eine gute-nacht geschichte: wir waren gestern fort (sehr sehr geil) und sind dann um ca drei ins bett (dritter fehler). hab das alles durchgeplant und mir den wecker auf halb sieben gestellt - den termin hab ich um halb neun gehabt. um acht bin ich schließlich wach geworden (nachdem ich den lauri überzeugt hab dass wir ruhig noch weiterschlafen können - fünfter fehler) - dafür aber dann endgültig. termin bei der us-botschaft und ich verpenn .. klasse :/. 
jedenfalls bin ich am vortag um sieben in wien angekommen, und der lauri wollte zwischen mich abholen und glühweinstand nicht erst noch heimfahren und meine sachen abliefern, jetzt haben wir sie im bahnhof in ein schließfach gepackt (erster fehler) und im rausch beschlossen dass es leicht reicht wenn wir sie vorm botschaftstermin noch abholen (zweiter fehler). 
weiter beim kickstart: dadurch dass ich meine sachen nicht mehr beim bahnhof hab holen können, hab ich mit meinen kontaktlinsen improvisiert - hab mir zwei schnapsgläser genommen und irgendeine kontaktlinsenflüssigkeit genommen, die beim lauri rumgestanden ist (vierter fehler). die war aber für meine augen NICHT geeignet und ich hab die linsen nicht reinbekommen. bin also um acht im blindflug (brille natürlich bei meinen sachen am bahnhof) zum bahnhof gerast. der lauri hat mich nicht begleiten können - hab für den termin noch einen umschlag und briefmarken gebraucht (kleiner tipp: besorg die früher ..). ich habs dann trotz zweieinhalb metern sicht zum bahnhof geschafft und meine sachen geholt - da waren ja meine dokumente drin. ich fahr mit der ubahn weiter zum vereinbarten treffpunkt mit dem lauri und wir laufen in richtung botschaft. an sich cool, aber wir hätten zum konsulat müssen :/ (dem lauri die wegplanung überlassen: sechster fehler). zu dem zeitpunkt wars ca neun und ich dem nervenzusammenbruch nahe ;). dann haben wir jedenfalls eine freundin vom lauri angerufen und sie hat uns den weg angesagt - um halb zehn war ich dann dort. ungeduscht, angezogen wie ein sandler (immer noch die bequemen sachen vom zugfahren) und eine stunde zu spät für meinen termin bei der botschaft - sehr geil. 
ab dann gings aber bergauf und zwei stunden wartezeit später hats dann geheißen: "your visa has been approved" - ohne großes tamtam. mannmannmann, heftiger morgen."

**Bin nicht der größte Fotofan, drum hab ich bis jetzt noch nie den Drang verspürt mir eine Digicam zu kaufen. Außerdem hat bis jetzt immer mindestens einer meiner Mitreisenden eine Cam gehabt, hier war der Bedarf also auch gedeckt. Jetzt ist das natürlich anders und ich werd hoffentlich demnächst eine Kamera organisieren. Im Idealfall wird also der nächste Eintrag bebildet! 


***Es kann sein, dass gegen Ende des Semesters Lesegebühren eingefordert werden. Indem ihr diese Worte liest, stimmt ihr dem zu.